2015-06-24 13:32:00

Kalabrien: Mitteilung für Mafia-Umgang in Kirche


„Mafiosi sind exkommuniziert“: Das rief Papst Franziskus am 21. Juni letzten Jahres bei einem Besuch in Kalabrien. Die Worte wirbelten damals einigen Staub auf, Staub, der sich jetzt nicht einfach wieder legen soll. Darum setzten sich in Lamezia Terme Vertreter der kalabrischen Bischofskonferenz mit ein paar Anti-Mafia-Experten zusammen, unter ihnen Rosy Bindi, die Vorsitzende des Anti-Mafia-Ausschusses im italienischen Parlament. Bischof Salvatore Nunnari von Lamezia Terme erzählt im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die Bischöfe Kalabriens schon vor dem berühmten Papst-Spruch ein Dokument aufgesetzt habe, dass ein scharfes Licht in die Grauzone Kirche-Mafia werfen soll.

„Wir haben den Ndranghetisti (Anm. der Redaktion: Mafiosi in Kalabrien) klar gemacht: Ihr habt mit der Kirche nichts zu tun! Aber die Kirche wartet auf euch: Sie hofft, dass ihr euch klarwerdet darüber, wieviel Böses ihr anderen antut, und dass ihr zurückkommt. Allerdings wird hier  Barmherzigkeit mit Gerechtigkeit verbunden. Das ist ein Nein an die Ndranghetisti, aber gleichzeitig eine Öffnung für diejenigen, die umkehren und beweisen, dass sie sich geändert haben.“

Aber was macht ein Pfarrer in einem kleinen kalabrischen Dorf, wenn der lokale Mafiaboss seine Tochter zur Erstkommunion anmeldet, oder wenn er kirchlich heiraten will? Um dem Druck auf Pfarrer entgegenzuwirken, haben die Bischöfe von Kalabrien nun auch einen Leitfaden verfasst, wie sich Priester in solchen und ähnlich kniffligen Fällen verhalten sollten.

„Es sind konkrete Richtlinien: Für die Beerdigungen von Mafiosi, für Paten, und auch welche Antwort sie geben sollen, welche Sakramente sie spenden dürfen. Wir beraten jetzt über diese Richtlinien, und die konkreten Verordnungen beschließen dann die Bischöfe in den einzelnen Diözesen. Das ist ein Dokument, von dem ich hoffe, dass es so früh wie möglich genehmigt wird.“

Schon Ende des Monats soll dieses Dokument mit allen Bischöfen Kalabriens abgestimmt sein, erklärt Nunnari. Sehr am Herzen liegt ihm auch, dass schon Seminaristen auf den Praxis-Schock ihres späteren Zusammentreffens mit Mafiosi in ihrer Pfarrei vorbereitet werden. Konkret:

„Wir wollen einen entsprechenden Kurs während der Ausbildung für die Seminaristen. Dabei werden sie in die Realität der Ndrangheta eingeführt. So etwas gibt es bisher noch nicht. Wir bilden die Priester von morgen aus, damit sie nicht – wie heute viele junge Priester – auf einmal ganz unvorbereitet mit diesem schrecklichen Phänomen konfrontiert werden.”

(rv 24.06.2015 no)








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