2015-06-23 11:34:00

Historisches Treffen voller Geschwisterlichkeit


„Historisch“: So nennen Waldenser in Turin den Besuch von Papst Franziskus in ihrer Kirche an diesem Montag. Nun hoffen sie, dass die Visite neue Möglichkeiten zum Dialog zwischen den Kirchen eröffnet. Es gebe bereits eine gute Zusammenarbeit zwischen der Italienischen Bischofskonferenz und den Waldensern, doch der Papstbesuch verpflichte dazu, noch „effizienter und mutiger“ voranzugehen, sagte Eugenio Bernardini von der waldensischen Kirchenverwaltung im Gespräch mit Radio Vatikan. „Ein Besuch wie dieser, die Worte, die wir uns gesagt haben, das Klima, in dem wir miteinander gesprochen haben - all das war voller Aufrichtigkeit und Geschwisterlichkeit. Ich hoffe, dass wir durch diesen Besuch einige Bedenken und Vorurteile, die noch in beiden Kirchen vorhanden sind, überwinden können! Niemand will etwas dem anderen auferlegen, aber wir haben viel zu teilen und viel gemeinsam zu tun.“

Jahrhundertelang wurden die Waldenser im Mittelalter von der katholischen Kirche verfolgt und ausgegrenzt. Umso wichtiger ist es, dass Papst Franziskus nun als erster Papst eine Kirche der Waldenser betreten und dort auch um Vergebung gebeten hat. Mit vor Ort in Turin war auch der Verantwortliche der Italienischen Bischofskonferenz für Ökumene und Dialog, Christiano Bettega, mit dem die Waldenser bereits eng zusammenarbeiten. „Für mich war es ein schöner Schritt nach vorne - und wenn ich das sagen darf, auch ein sehr bewegender, wie sich Bernardini und Franziskus begrüßten, als Geschwister! Ein Papst, der um Vergebung bittet für alles, was die katholische Kirche speziell gegenüber der Waldenserkirche getan hat, ist ein Bruder, der einen anderen Bruder um Vergebung bittet.“

Für die Waldenser war eine solche Bitte um Vergebung in Anbetracht der jahrhundertelangen Gewalt besonders wichtig, weil gerade im Christentum das Wort Vergebung eine so besondere Bedeutung hat, erklärt Bernadini. Der Unterschied sei doch, ob diese Worte ausgesprochen oder nicht ausgesprochen würden. „Diese Bitte um Vergebung von Papst Franziskus, das sind sehr wichtige Worte gewesen, die wir mit Freude begrüssen. Und wir müssen auch betonen, dass von unserer Seite Groll, Sorge und Forderungen nicht lange überleben, wenn um Vergebung gebeten wird; allerdings, Geschichte ist nun mal das, was passiert ist. Und was passiert ist, kann nicht mehr geändert werden: Es gab Leiden, es gab Ausgrenzung und leider auch Märtyrer. Aber wichtig ist jetzt, sich genau das bewusst zu machen, und dass der Papst deutlich erklärt und sich verpflichtet hat, dass diese Dinge nicht mehr passieren!“ 

Jetzt ist also die Stunde stärkeren Dialogs gekommen: Der Papst hat dafür in Turin den Ton angeben, aber andere werden die Musik schreiben, so formuliert Bernardini das. „Wir sind uns durchaus bewusst, dass es dort eine kollegiale Verantwortung gibt, dass es verschiedene Prozeduren gibt und dass es verschiedene Gremien gibt, die Entscheidungen in zumeist rein theologischen Fragen treffen müssen, in denen die Meinungsverschiedenheiten in unserer Kirche gewachsen sind. Nun müssen diese Gremien gemeinsame Positionen finden. Wir vertrauen darauf, dass Formen gefunden werden, aber es müssen richtige Formen gefunden werden. Und der Papst gibt genau dafür den Ton an, damit der richtige Wandel gefördert wird.“

(rv 23.06.2015 pdy)








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