Immer häufiger werden Kinder in bewaffneten Konflikten als Selbstmordattentäter, menschliche Schutzschilde und Geiseln missbraucht. Der Heilige Stuhl hat deshalb von den Vereinten Nationen verstärkte Anstrengungen für den Kinderschutz in bewaffneten Konflikten und im Rahmen von friedensbildenden Maßnahmen gefordert.
„Neue Ebenen der Gewalt“
Im aktuellen Jahresbericht der UNO zum Thema werde eine ganze „Horrorliste“ von Gewalttaten an Kindern aufgeführt, referierte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der ONU am Donnerstag in New York. In der Aufzählung, die sich auf Gewalt gegen Kinder in Kriegsgebieten im Jahr 2014 bezieht, würden „neue Ebenen der Gewalt“ sichtbar, so Erzbischof Bernardito Auza: Tötungen, Verstümmelungen, Entführungen, Vertreibungen, Versklavungen und Menschenhandel, Missbrauch als Kindersoldaten und sexueller Missbrauch. „Wir können mit Sicherheit bestätigen, dass noch nie in der jüngsten Vergangenheit so viele Kinder so brutal behandelt wurden“, so der Erzbischof.
Schätzungsweise 230 Millionen Kinder leben laut Auza heute in Kriegsgebieten. Zunehmend würden in bewaffneten Konflikten zivile Einrichtungen wie Häuser, Schulen, Krankenhäuser und religiöse Stätten zur Zielscheibe, und immer mehr Zivilisten fielen der Gewalt zum Opfer. „Zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren (bei Kriegen) um fünf Prozent der Todesopfer Zivilisten, in den 90er Jahren waren es bereits über 90 Prozent, darunter so viele Kinder“, so der Diplomat.
Boko Haram-Entführungen Paradebeispiel
Besonderes Augenmerk richtete Auza auf die Entführung von Kindern innerhalb bewaffneter Konfilkte, die oftmals weitere Formen des Missbrauchs nach sich ziehe. Als Beispiel nannte er die Verschleppung von Kindern und Jugendlichen durch die Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria. Die Islamisten hatten im April 2014 im Bundesstaat Borno 276 Schülerinnen entführt; der Großteil der Mädchen gilt bis heute als verschollen. Aus den Händen der Sekte befreite Entführungsopfer hatten berichtet, von Boko Haram als Arbeits- und Sexsklaven missbraucht worden zu sein.
Heiliger Stuhl fordert konkrete Maßnahmen
In seinem Vortrag vor den Vereinten Nationen in New York stellte der Vatikandiplomat konkrete Forderungen des Heiligen Stuhls vor. So müsse etwa auf eine schnellere Befreiung von Kindern aus den Händen bewaffneter Gruppen hingewirkt werden. Bei Friedensoperationen müsse die Rehabilitation und Reintegration minderjähriger Entführungsopfer besondere Aufmerksamkeit finden. Der Straflosigkeit bei solchen Vergehen müsse ein Ende bereitet werden, so Auza weiter: „Ohne Gerechtigkeit können Kinder und ihre Gemeinschaften nie wirklich heilen.“ Zudem müsse verboten werden, zivile Einrichtungen und Einrichtungen für Kinder für militärische Zwecke zu nutzen, um die Tötung von Kindern zu verhindern.
(rv 19.06.2015 pr)
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