2015-06-17 10:33:00

Philippinen: Einen Schritt vor, einen zurück


Das Friedensabkommen zwischen den MILF-Rebellen und der philippinischen Regierung hat weitere Ergebnisse gezeigt. Am Dienstag übergaben die muslimischen Rebellen die ersten 75 Gewehre an Manilas Führung. Der Auftakt zur Abrüstung fand rund 900 Kilometer südlich der Hauptstadt in Anwesenheit von Präsident Benigno Aquino und weiteren Regierungsmitgliedern statt.

Der im März 2014 geschlossene Pakt zwischen Rebellen und Regierung sollte dem Blutvergießen im umkämpften Süden des Archipels endlich ein Ende bereiten. Doch trotz einer Waffenstillstandsvereinbarung zwischen den Rebellen der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF) und der Regierung war es seitdem trotzdem mehrfach zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen. An welchem Punkt steht heute der Friedensprozess auf den Philippinen? Das fragte Radio Vatikan Pater Gianni Re, der im Auftrag der Päpstlichen Missionswerke auf der Inselgruppe wirkt.

„Die Gewalt ist in einigen Gegenden zurückgegangen, aber es gibt noch Spannungen in anderen Gebieten. Die Entführungen gehen weiter, auch wenn man sagen muss, dass das nicht immer den muslimischen Gruppen zuzuschreiben ist. Darüber hinaus haben sich die MILF gespalten. Und neben der berüchtigten Gruppe Abu Saayaf gibt es auch noch eine weitere Gruppe, die die Regierung bekämpft.“

Seit den 1970er Jahren hat sich die MILF mit Gewalt für einen autonomen Staat im Süden der Philippinen eingesetzt. Diese Forderung gab die Gruppe aber später zugunsten der Forderung nach regionaler Autonomie für die muslimische Minderheit auf Mindanao auf. Heute gilt die wichtigste Rebellengruppe des Landes – anders als die Splittergruppen, die nach wie vor für Unruhe sorgen – als legitimer Vertragspartner der Regierung im Friedensprozess. Und im kommenden Jahr schon könnten – auch das ist Teil des Friedensabkommens – die ersten Wahlen für die neue muslimische Autonomie im Süden des Archipels stattfinden.

Pater Gianni Re zeigt sich im Gespräch mit RV vorsichtig, was die vollständige Umsetzung des Friedenspaktes betrifft. Die Abgabe der Waffen durch die Rebellen sei sicher als „bedeutsame Geste“ zu werten, doch ob auf politischer Seite genug Konsens besteht, um die Autonomieforderungen der MILF umzusetzen, müsse sich erst noch zeigen: „Bislang sind die vom Präsidenten festgesetzten Daten für die Annahme dieses Abkommens zwischen Manila und der MILF nicht eingehalten worden. Und dieser Übereinkunft muss noch vom philippinischen Kongress und Senat zugestimmt werden, dabei gab es bisher keinerlei Abstimmung, im Gegenteil – das Thema wurde immer wieder vertagt. Deshalb muss man sehen, was nachher passiert: ob dieses Abkommen ,verwässert‘ wird, denn einige sagen, dass mehrere seiner Artikel verfassungswidrig sind, oder ob einige Angst haben, dass man mit dieser Übereinkunft dieser muslimischen Gruppe zu viel Macht gibt.“

Die Hoffnungen auf „wirkliche Veränderungen“ und Entspannung in dem Konflikt seien jedenfalls groß, fährt der Missionar fort. Die Kirche setze sich in dem Prozess der Verständigung vor allem als „Übersetzer“ des Friedensprozesses ein, formuliert der Missionar. Hier bemühe man sich, durch Aufklärungsarbeit Vorurteile und Ängste abzubauen: „Seit Monaten versuchen wir, die Inhalte dieses Friedensabkommens zu erklären. Zugleich versuchen wir aufzuzeigen, dass man nicht immer weiter Angst haben und Verdächtigungen nachhängen, sondern auch die Möglichkeit geben muss, dass der Frieden wirklich in bestimmten Gegenden und vor allem in Mindanao ankommt.“

(rv 17.06.2015 pr)








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