„Eine arme Kirche für die Armen“: Das hat Papst Franziskus schon bei einem seiner ersten öffentlichen Auftritte im März 2013 gefordert. Auch bei seiner Frühmesse an diesem Dienstag in der vatikanischen Casa Santa Marta ging er auf das Thema Armut ein: Man dürfe Priester nicht einfach als „Kommunisten“ verunglimpfen, wenn sie im Geist des Evangeliums über die Armut sprechen, so der Papst.
In der ersten Lesung aus einem Paulusbrief (2 Kor 8, 1-9) machte Franziskus eine richtiggehende „Theologie der Armut“ aus: Der Völkerapostel wirbt da bei den Gläubigen in Korinth um Spenden für die in Armut lebende Urgemeinde in Jerusalem. „Denn ihr wisst“, so schreibt Paulus, „was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen.“
„Armut ist ein Wort, bei dem man oft in Verlegenheit gerät“, kommentierte der Papst. „Oft hört man sagen: Dieser Priester, dieser Bischof oder dieser Gläubige spricht zu viel über Armut. Das sind doch alle ein bisschen Kommunisten, nicht wahr? Nein, denn die Armut ist doch im Mittelpunkt des Evangeliums. Wenn man die Armut aus dem Evangelium streichen würde, dann würde man doch die Botschaft Jesu gar nicht verstehen!“
Zurück zu Paulus: Der Apostel will das Spenden nicht befehlen, er bittet stattdessen und gibt eine umständliche Begründung. Zunächst weist er auf das gute Beispiel der Christen von Mazedonien hin; diese sind selbst arm, aber Gott hat ihnen die Gnade des Schenkens gegeben – so Papst Franziskus –, die Freude des Schenkens. Hochherziges Schenken mache schließlich den Geber selbst froh, es schaffe Gemeinschaft.
„Wenn ihr in euren Herzen so viel Reichtum besitzt – also Glauben, Güte und das Wort Gottes –, dann lasst diese Art von Reichtum nicht vor euren Taschen haltmachen! Das ist eine goldene Regel. Ein wahrer Glaube zeigt sich auch in der Tasche. Paulus sagt uns, dass man den Reichtum teilen sollte. Und so wird aus dem Gegensatz zwischen der armen Gemeinschaft von Jerusalem und der reichen Gemeinschaft von Korinth eine wechselseitige Beziehung aufgebaut, die zur gegenseitigen Bereicherung führt – und so macht uns auch das Evangelium reich.“
Abermals erinnerte der Papst an die Seligpreisungen, bei der es unter anderem auch um die Armen geht. Menschliche Armut bedeute da, „sich von der Armut Christi bereichern zu lassen“, so der Papst. Man könne nicht mit anderen Mitteln reich werden.
„Wenn wir armen Mitmenschen etwas geben, dann ist das gut und menschlich, aber noch keine gute Tat im christlichen Sinn. Was Paulus predigte, war eine andere Art von Armut. Die christliche Armutsbekämpfung besteht darin, nicht Überflüssiges weiterzureichen, sondern das Eigene –auch wenn ich das eigentlich selber brauche. Aber dadurch werde ich reich! Und wie werde ich das? Weil Jesus selber in dem armen Mitmenschen ist.“
Das sei die Essenz einer „Theologie der Armut“, fügte Franziskus an. Es gehe da nicht um eine Ideologie.
„Gerade dieses Geheimnis – also die Erniedrigung Christi – zeigt, dass Jesus als armer Mensch uns bereichert. Wir sehen das auch in der ersten Seligpreisung: Selig die Armen im Geiste. Das lädt uns ein, auf dem Weg Jesu zu gehen, der sich zum Brot für uns gemacht hat. Er erniedrigte sich im Laufe der Kirchengeschichte weiter; doch durch dieses Brot werden wir alle reich.“
(rv 16.06.2015 mg)
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