2015-06-15 08:42:00

Papst eröffnet Pastoralkongress: Unterschiede lassen wachsen


Die Familie wächst durch die Unterschiede ihrer Mitglieder. Das sagte Papst Franziskus an diesem Sonntag Abend bei einem Pastoralkongress seines Bistums Rom. Auf dem Petersplatz hatten sich etwa 25.000 Menschen versammelt, Katecheten, Priester, pastorale Mitarbeiter und vor allem Eltern, um deren Verantwortung für die Weitergabe des Glaubens sich der Kongress dreht.

Wie so oft bei pastoralen Anlässen sprach der Papst frei, er betonte die Wichtigkeit einer „moralischen und spirituellen Wiedergeburt“ der Stadt Rom, die derzeit von einem massiven Korruptionsskandal heimgesucht wird. Das Evangelium werde als schöne Geschichte gelesen, aber es berühre nicht mehr die Herzen, alles sei relativ geworden. Nur wenn man dieses Problem angehe, könne man die wichtigere Frage stellen, wie der Glaube an die kommende Generation weiterzugeben sei. „Es sind ja eure Kinder, die beginnen, diese ganzen Ideen mitzubekommen, diese ideologischen Kolonisierungen, welche die Seele überschwemmen, und die Familie muss etwas dagegen tun! Vor zwei Wochen hat mit ein junger Mann, katholisch und wirklich tüchtig, davon erzählt, dass seine Kinder morgens in die Grundschule gingen und dass er und seine Frau sie abends ‚re-katechetisieren’ müssen gegen all das, was sie von den Lehrern in der Schule oder aus den Büchern mitbekommen haben. Das ist ideologische Kolonisierung, die die Gesellschaft zerstört, die Familien.“ Genau deswegen brauche es die moralische und spirituelle Wiedergeburt. Und der Ort dafür sei die Familie, so der Papst.

Elternschaft sei eine Berufung, zitierte Papst Franziskus den Apostel Paulus (Eph 3:15), im Kern der Liebe zwischen den Menschen stehe immer Gott, der Liebe und Leben schenke. „Vater und Mutter zu werden bedeutet, ganz und gar man selbst zu werden, weil man Gott gleich wird. Aber die Zeitungen sprechen nicht davon, scheint mir. Es ist aber die Wahrheit der Liebe: Vater und Mutter sein macht Gott gleicher.“

Kinder müssten bei ihren Eltern entdecken können, dass Liebe etwas Schönes sei, fuhr der Papst fort. Bei Streit in der Familie seien die Kinder die größten Leidtragenden, Kinder würden immer genau hinschauen, was die Eltern täten und wie sie es täten. „Sie prüfen euch, sie schauen euch nicht nur zu, sie prüfen euch! Und zwar um zu sehen, ob es möglich ist, gut zu sein, und ob es wahr ist, dass die gegenseitige Liebe alle Schwierigkeiten überwindet.“

Gott sei Gemeinschaft in der Verschiedenheit, entwickelte der Papst seine Gedanken weiter. In Gott sei es die Trinität von Vater, Sohn und Geist. Aber auch das Elternsein gründe sich in der Verschiedenheit, hier von Mann und Frau. „Es ist ein Reichtum, Unterschiede sind Reichtum. Viele Leute haben Angst vor der Unterschiedlichkeit, aber sie ist Reichtum. …Das ist der erste und wichtigste Unterschied, und er ist formend für unser Menschsein.“ Die Ehe sei die Gemeinschaft, in der die Einzelnen sich gegenseitig wachsen ließen, so der Papst. „Habt keine Angst vor den Unterschieden!“ Diese Gemeinschaft in Verschiedenheit sei auch für die Erziehung wichtig, denn die Mütter seien für einige Dinge sensibler, die Väter für andere.

Das Projekt Familie kann aber auch scheitern, und auch darüber sprach der Papst. Wichtig war ihm, dass die Kinder nicht litten, „bitte nehmt die Kinder nicht als Geiseln“, sprach er geschiedene Eltern direkt an. Vor dem Kind schlecht über den jeweils anderen zu sprechen sei schlimm, weil dann im Kind Spannungen entstünden.

Die Ehe habe einen Auftrag, so Papst Franziskus. Familien seien Mitarbeiter des Heiligen Geistes, Eltern seien „Missionare ihrer Kinder“. „Kinder lernen von euren Lippen und von eurem Leben, was es heißt, dem Herrn mit Begeisterung nachzufolgen, sich für die anderen einzusetzen, immer Hoffnung zu haben, auch im Angesicht von Schwierigkeiten und Schmerzhaftem.“

„Danke euch allen für diesen Abend“, schloss der Papst seine Ansprache. „Denkt immer daran: die Liebe, die Liebe. Sät Liebe!“

 

(rv 15.06.2015 ord)








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