2015-06-13 09:02:00

Papst würde gerne Kenia besuchen


  Bei seiner Afrikareise im kommenden November könnte Papst Franziskus womöglich auch Kenia besuchen. Das sagte er an diesem Freitagabend im Gespräch mit Priestern in Rom. Franziskus bestätigte auf die Frage eines afrikanischen Priesters hin, dass er in die Zentralafrikanische Republik und nach Uganda reisen werde. Dann fügte er hinzu: „Kenia ist eine Möglichkeit, aber das ist noch nicht sicher, weil es da Probleme mit der Organisation gibt.“ Kenia ist in den letzten Jahren mehrfach von islamistischen Anschlägen heimgesucht worden. Von Plänen für eine Kenia-Reise des Papstes war bislang nichts bekannt.

Franziskus beantwortete auf einem Welttreffen katholischer Priester im Lateran Fragen. Angesprochen auf die Beziehungen der Katholiken zur orthodoxen Welt, auch zu Russland und Putin, äußerte er: „In bestimmten Momenten seiner Geschichte hatte Europa drei große Hauptstädte: Rom, Konstantinopel und Moskau. Und immer hat es in Europa diese kulturelle Spannung gegeben. Das hat sogar dazu geführt, dass wir uns bekämpft haben – schließlich haben ja nicht die Protestanten Konstantinopel geplündert, wir waren das, oder? ... Also, die kulturelle Spannung ist heute noch spürbar. Eine geopolitische Spannung, die sich nur durch politischen Dialog vermindern lässt. Was den Fall der Russen in der (Ost-) Ukraine betrifft, ist das im Moment auf dem Papier gelöst. Alle haben das Abkommen von Minsk unterzeichnet, aber sie weigern sich, es umzusetzen... da werden Abkommen unterzeichnet, aber anschließend nicht ins Werk gesetzt! Das ist die aktuelle Lage.“

Für einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen

Der Papst betonte, dass er den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel sehr schätze; die Beziehungen zwischen katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche seien ausgezeichnet. „Was die russisch-orthodoxe Kirche betrifft, haben wir mehrmals Kontakt mit Patriarch Kyrill über den für Außenbeziehungen verantwortlichen Erzbischof gehabt... Ich setze große Hoffnungen in das Konzil der Orthodoxen, weil alle immer sagten, dass die das nie hinkriegen werden... (und jetzt wird es offenbar doch zustandekommen). Das ist ein Riesenschritt in der Orthodoxie!“

Franziskus lobte das katholisch-orthodoxe Miteinander bei der Verteidigung grundlegender christlicher Werte: „Die orthodoxe Kirche lässt sich nicht ideologisch kolonisieren von den neuen Theorien, die aus dem sozio-ökonomischen System her kommen.“ Und der Papst kündigte an, die katholische Kirche sei zu einem gemeinsamen Osterdatum mit allen christlichen Kirchen bereit. „Ich glaube, man wird sich schließlich auf einen festen Termin einigen müssen, denn wenn wir uns an die klassische Tradition der konservativeren Klöster halten wollen, dann verschiebt sich das Fest jedes Jahr um eine Woche, und irgendwann werden wir dann Ostern auf einmal im August feiern! In etwa sechzig Jahren fällt Ostern, wenn wir nichts tun, in den August! Also muss man sich einigen, und die katholische Kirche ist schon seit Paul VI. dazu bereit.“ Als Ostertermin legte das Konzil von Nizäa 325 den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fest. Seit der Kalenderreform von Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 benutzen die westlichen Kirchen zur Ermittlung dieses Datums jedoch den gregorianischen Kalender, während sich die orthodoxen und orientalischen Kirchen nach dem älteren julianischen Kalender richten. Dadurch liegt das Osterdatum in manchen Jahren um bis zu 13 Tage auseinander. 

Erneut sprach der Papst mit Blick auf die armenische Tragödie vor hundert Jahren ausdrücklich von einem „Völkermord“; dagegen hatte unlängst die türkische Regierung protestiert. Die „politische Stabilität in Afrika“ nannte Franziskus „heikel“, dafür lobte er ausgiebig die „spirituellen Ressourcen Asiens“. Überhaupt stelle der asiatische Kontinent für ihn „eines der größten Versprechen für die Kirche“ dar, darum habe er in den letzten Konsistorien darauf geachtet, asiatische Kardinäle zu ernennen. „Ex oriente lux, ex occidente luxus“, scherzte Franziskus. Zu seinem Heimatkontinent Lateinamerika bemerkte er, die Kirche dort habe „wirklich die Möglichkeit, eine arme Kirche für die Armen zu sein“.

„Kirche ohne Diskussion ist ein Friedhof“

Mit Nachdruck mahnte der Papst die Priester, die Kirche dürfe keinen Proselytismus betreiben: „Das ist die Karikatur der Evangelisierung!“ Stattdessen sollten sie es dem Heiligen Geist überlassen, „dass er die Neugier der Menschen weckt, wenn sie sehen, wie jemand mit seinem Leben denen dient, die von anderen ausgesonder werden“. Dabei komme es sehr auf die „Sprache der Gesten“ an. „Die Falle, in die man tappen könnte, in die wir aber nicht tappen dürfen, ist das moralisierende Predigen. Nein! Niemanden verurteilen, deinem Feind nicht mit gleicher Münze heimzahlen, sich benehmen wie der gute Samariter – Zeugnis geben und dem Heiligen Geist das Übrige überlassen!“

Wie schon bei der Eröffnung der letzten vatikanischen Bischofssynode zur Neuordnung der Ehe- und Familienpastoral warb Papst Franziskus für die Freiheit der Rede. „Was die Urkirche vor der Spaltung bewahrt hat, war der Mut des Paulus, eine klare Rede zu führen, und der Mut der Apostel, sich der Diskussion zu stellen.“ Eine Kirche, in der nicht diskutiert werde, sei „tot“, sei „ein Friedhof“. Die Priester sollten sich davor hüten, die Laien zu „klerikalisieren“ („Lasst die Laien in Ruhe ihre Arbeit machen!“), und sollten aufpassen, dass sich der Teufel nicht „über das Portemonnaie“ bei ihnen einschleiche. Franziskus wörtlich: „Das Volk Gottes vergibt einem Priester, wenn er mal der Versuchung nachgibt oder wenn er zuviel trinkt – aber nicht, wenn er der Macht und dem Reichtum frönt.“

(rv 13.06.2015 sk)








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