2015-06-11 11:20:00

Papstmesse: All das bricht in sich zusammen


 Wer ein Jünger Jesu sein will, der sollte nicht der Täuschung erliegen, „dass das Heil von den Reichtümern kommt“. Das sagte Papst Franziskus in seiner Frühmesse an diesem Donnerstag in der vatikanischen Casa Santa Marta. Jesus rufe seine Jünger auf einen „Weg“, nicht etwa zu einem „Spaziergang“: Wer zuhause bleibe und nicht rausgehe, der sei also „kein wahrer Jünger Jesu“, denn ihm fehle „das Missionarische“.

„Der Weg des Jüngers Jesu besteht darin, immer (über das Bisherige) hinauszugehen, um die Frohe Botschaft zu bringen. Aber es gibt noch einen zweiten Weg für diesen Jünger: den inneren Weg, den Weg, den man im eigenen Innern zurücklegt, den Weg des Jüngers, der den Herrn täglich sucht, im Gebet, im Meditieren. Auch diesen Weg muss der Jünger zurücklegen – denn wenn man nicht ständig Gott sucht, dann wird das Evangelium, das er anderen bringt, schwach, verwässert, kraftlos sein.“

„Weg“ war das erste Schlüsselwort in der Predigt von Franziskus. Das zweite war: „Dienen“. Ein Jünger, der nicht anderen diene, sei kein Christ. Das zeige sich an den zwei „Säulen“, auf denen das Christentum ruhe, nämlich an den Seligpreisungen Jesu und „an dem Protokoll, nach dem wir gerichtet werden, in Matthäus 25“. „Wenn ein Jünger nicht geht, um zu dienen, dann dient er nicht zum Gehen! Wenn sein Leben nicht dem Dienen gehört, dann dient es nicht zum Leben als Christ. Hier lauert die Versuchung des Egoismus: ‚Ja doch, ich bin Christ, ich bin im Frieden mit mir selbst, ich beichte und gehe zur Messe und erfülle die Gebote.’ Ja, und der Dienst? Anderen dienen: wie Jesus dem Kranken, dem Gefangenen, dem Hungernden, dem Nackten dienen! Das, was Jesus gesagt hat, müssen wir tun, denn dort ist er! Christus dienen in den anderen.“

Und wieviel darf dieser Dienst kosten, den wir da leisten? Auch das klärte Franziskus: gar nichts nämlich. Sein drittes Wort in dieser Predigt: „gratuità“, zu deutsch klingt das etwas sperriger, „Uneigennützigkeit“. „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben“, habe Jesus gemahnt. Der Weg des Dienstes sei „gratis“, schließlich hätten auch wir „das Heil umsonst empfangen“: „Keiner von uns hat sich das Heil gekauft, keiner von uns hat es sich verdient“, so der Papst.

„Es ist traurig, wenn wir Christen sehen, die dieses Wort Jesu vergessen: ‚ Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben’. Es ist traurig, wenn wir christliche Gemeinschaften sehen – Pfarreien, Orden, Bistümer –, die die Uneigennützigkeit vergessen. Denn dahinter steht die Täuschung, dass das Heil von den Reichtümern, von der menschlichen Macht her käme.“

Man dürfe seine Hoffnung nicht „in die Bequemlichkeit des Weges setzen oder in den Egoismus, die Dinge für sich selbst zu haben“, und erst recht nicht „in die Reichtümer oder in die kleinen weltlichen Sicherheiten“, mahnte Franziskus: „All das bricht in sich zusammen. Der Herr selbst lässt es zusammenbrechen!“

(rv 11.06.2015 sk)








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