2015-06-11 13:05:00

Papst an FAO: Zugang zu Nahrung für alle


Nicht nur der Klimawandel sorgt für Hunger bei vielen Menschen auf der Erde, sondern auch die Finanzspekulation: Das sagte Papst Franziskus an diesem Donnerstagmittag zu Ernährungsexperten. Er empfing die Teilnehmer der Vollversammlung der UNO-Welternährungsbehörde FAO im Vatikan zu einer Audienz. Dabei schrieb er ihnen ins Stammbuch, die Produkte der Erde hätten nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern in gewisser Weise auch einen „heiligen Wert“, und er nannte Armut in vielen Ländern der Erde ein nicht nur „soziales“, sondern „strukturelles Problem“.

„Der Zugang zu Nahrung ist ein Recht, das jedem Menschen gewährt werden muss“, so der Papst in seiner Rede. Er erinnerte daran, dass bereits im vergangenen November die Staaten sich verpflichtet hatten, Lösungen für den Hunger auf der Welt zu suchen. „Ich hoffe sehr, dass dieser Beschluss nicht nur auf dem Papier bleibt, sondern auch konkrete Schritte hervorruft. Ich hoffe sehr, dass die Staaten die Verantwortung übernehmen und den Hungernden dieser Welt konkrete Antworten geben, damit diese ihre Lebensbedingung verbessern können.“

Der Papst fügte an, dass „in dieser Zeit voller Krisen“ die Zahl der Menschen zugenommen habe, die nicht regelmäßig oder gesund essen könnten. „Doch anstatt hier einzugreifen, wählen wir lieber den Weg des Wegschiebens aus. Das gilt auf allen Ebenen. Wir denken lieber, dass sich jemand anders das Problem zu Herzen nimmt, vielleicht ein anderer Staat oder eine andere Regierung oder diese oder jene internationale Organisation. Unsere Tendenz besteht darin, von jeglichen Problemen der Menschheit fernzubleiben. Und das tun wir, auch wenn wir gerne Konferenzen und Treffen zu dem Thema organisieren. Wir müssen stattdessen konkrete Antworten finden.“

Es genüge nicht, fuhr Franziskus fort, dass man Daten zum Welthunger erarbeite. Die Zahlen seien zwar wichtig, doch man müsse auf das konkrete Problem reagieren. „Es mag uns trösten, dass jene eine Milliarde und 200 Millionen Menschen, die 1992 Hunger litten, heute weniger geworden sind, und das bei einer steigenden Zahl der Weltbevölkerung. Aber die Zahlen an sich nützen wenig, wenn man keine konkreten Projekte hat, die die Politik und die Wirtschaft dazu bringen, den Hunger auf der Welt zu bekämpfen.“

Der Papst rief weiter alle dazu auf, auf Überfluss zu verzichten und über den richtigen Umgang mit Nahrung nachzudenken. Es sei beispielsweise falsch, eine Nahrungsindustrie für Massentierhaltung zu fördern oder ganze Felder für Biotreibstoffe zu bewirtschaften, wenn man gleichzeitig so viele Hungernde auf der Welt habe. „Sicherlich muss auch der Umweltgedanke mit ins Spiel gebracht werden. Aber können wir das auf Kosten von Menschen tun? Es ist deshalb wichtig, dass die Länder auf die Bedeutung der Ernährung hinweisen. Jedes Land hat andere Voraussetzungen: die südlichen Länder der Welt müssen sich mit der Quantität auseinandersetzen, um zu schauen, dass alle Menschen genügend zum Essen haben; die Länder des Nordens hingegen müssen sich mit der Qualität ihrer Nahrung auseinandersetzen.“

(rv 11.06.2015 mg)








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