Was ist christliche Identität? Diese Frage stellte der Papst am Dienstag in seiner Morgenpredigt in der Casa Santa Marta. Ausgehend vom Ersten Brief des Paulus an die Korinther betonte der Papst zunächst, dass christlicher Glaube – als Gabe Gottes – Identität stiftet.
„Es ist wahr, es gibt die Sünde, und die Sünde lässt uns stürzen, aber wir haben die Stärke des Herrn, um wieder aufzustehen und mit unserer Identität voranzugehen. Aber ich würde auch sagen, dass die Sünde Teil unserer Identität ist. Wir sind Sünder, jedoch mit dem Glauben an Jesus Christus. Es ist nicht nur ein aufgeklärter Glaube. Es ist ein Glaube, der eine Gabe Gottes ist: Es ist Gott, der uns Identität gibt.“
Unsere Identität als Christen, die auch das Sich-Irren und die Sünde miteinschließt, könne jedoch „geschwächt“ werden oder auch „verloren“ gehen, fuhr der Papst dann fort. Franziskus warnte hier davor, Religion nur für eine „Idee“ zu halten und nicht ernst zu nehmen. Der Glaube sei etwas Konkretes und Beständiges, wie im Matthäusevangelium in Kapitel 25 nachzulesen sei.
Maria erscheint nicht auf Knopfdruck
Der Papst sprach sich in seiner Morgenmesse weiter gegen eine „ätherische“ christliche Spiritualität und auch gegen die „moderne Gnostik“ aus. Als Beispiel bezog er sich auf bestimmte Ausformungen des Marienglaubens. Die Gottesmutter sei keine Botin, die an bestimmte „Seher“ zu bestimmten Tageszeiten Botschaften übermittle, so Franziskus, ohne näher auf solche Formen privater Offenbarungen einzugehen. Das sei jedenfalls „keine christliche Identität“, betonte er: „Das letzte Wort Gottes heißt 'Jesus' und nichts darüber hinaus.“
Neben solchen Vorstellungen der Verfügbarkeit könne auch Weltlichkeit zu einer „Verwässerung“ der christlichen Identität führen, fuhr Franziskus fort: „Und so verliert das Salz den Geschmack. Und so sehen wir christliche Gemeinden oder Christen, die sich für Christen ausgeben, aber keine Zeugen Jesu sein können. Und so rückt die (christliche) Identität weiter nach hinten und verliert sich ein wenig hinter diesem weltlichen Nominalismus, den wir jeden Tag sehen.“
Gottes Botschaft hingegen sei nicht verwässert, sondern hebe sich immer deutlicher für diejenigen ab, die wachsam seien und aufmerksam nach ihm suchten, so der Papst: „In der Heilsgeschichte Gottes hat er uns mit seiner väterlichen Geduld von der Mehrdeutigkeit zur Klarheit geführt, zur konkreten Menschwerdung und zum erlösenden Tod seines Sohnes. Das ist unsere Identität.“
(rv 09.06.2015 no/pr)
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