2015-06-08 12:36:00

Caritas Ukarine: Papst soll Putin „ins Gewissen“ reden


Am 10. Juni besucht der russische Präsident den Papst. Die Ukraine-Krise wird unausweichlich Thema werden - auch wenn es zum Inhalt des Besuchs keine weiteren Angaben von Vatikanseite gab. Präsident der Caritas der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine ist Andrij Waskowicz. Er erklärt im Interview mit Radio Vatikan, dass die Ukraine derzeit die größte humanitäre Krise der Nachkriegszeit in Europa erlebe. Die Aufmerksamkeit der Weltgemeinschaft dafür sei jedoch viel zu gering. Von einem Treffen von Papst und Putin könne man sich erhoffen, dass Papst Franziskus als moralische Instanz Putin „ins Gewissen“ reden werde.

Mehr als 1,2 Millionen registrierte Binnenflüchtlinge gibt es in der Ukraine, 600.000 Menschen sind ins Ausland geflohen - und das sind nur die offiziellen Zahlen, betont der Caritas-Direktor. Mehr als 2,5 Millionen Menschen sollen ihre Häuser in den besetzten Regionen Donezk und Lugansk verlassen haben. Diese Menschen seien hilflos, ohne Einkommen, ohne Perspektive. Einige von Ihnen haben Hilfe bei ihren Mitmenschen gefunden, in fremden Häusern. Doch ein großer Teil dieser hilflosen Binnenflüchtlinge sei auch ausgenützt worden, vor allem aufgrund ihrer Hilflosigkeit, so Andrij Waskowicz.

Ein weiteres Problem sieht der langjährige Caritas-Direktor für die hilflose ältere Bevölkerung, die keine Möglichkeit habe zu fliehen. Die Krankenhäuser der Kriegsregionen seien verlassen, denn auch die Krankenpfleger seien geflohen. Somit sei das gesamte Sanitätssystem prekär. Die kranken Menschen in den besetzten Regionen kämen nicht aus ihren Wohnungen und blieben ohne Hilfe zurück, so Waskowicz. Die humanitäre Hilfe komme in die besetzten Regionen nicht hinein, betont der Caritas-Direktor weiter. Der Beschuss mache dies unmöglich: „Das bedeutet, dass wir, wenn wir Zugang zu diesen Gebieten bekommen werden, möglicherweise Türen öffnen werden und Tote bergen müssen, die dort zurückgeblieben sind.“

Religion spiele in dem Konflikt keine Rolle, so Waskowicz, und das sei auch gut so. Es gehe allein um einen Konflikt von Staaten. Aber die Menschen litten und es gehe ihnen schlecht. Aus diesem Grund werde Papst Franziskus das Thema ansprechen, zeigt sich der Caritas-Direktor überzeugt. „Er wird mit Putin sprechen, damit dieser Konflikt so schnell wie möglich gelöst wird. Das heißt, dass der russische Präsident nicht mehr die Kräfte unterstützt, die die Region destabilisieren, oder (dass der Papst, Anm. d. Red.) eigentlich die russische Position mit Putin zum Einlenken bringt, damit er die Region nicht mehr destabilisiert.“

Wichtig sei nun vor allem, die Krise überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, betont der Caritas-Direktor. Denn trotz des Krieges und der „schlimmsten humanitären Krise nach dem zweiten Weltkrieg in Europa“ werde noch immer zu wenig darüber gesprochen und zu wenig getan. 316 Millionen Dollar wären etwa notwendig, um den Bedürftigen Menschen vor Ort zu helfen, so Waskowicz. Davon seien bislang nur rund 25 Prozent gedeckt. Die Caritas und notleidenden Menschen seien auf die Spenden angewiesen. Denn nur dann sei es möglich, wieder Häuser und eine Infrastruktur aufzubauen. Das beinhalte auch ein Netz psychologischer Betreuung und Seelsorge für die Menschen, die den Krieg miterlebten.

(rv 08.06.2015 no)

 








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