2015-05-28 13:35:00

Jesuiten-Flüchtlingsdienst: „EU-Quote viel zu niedrig“


Italien und Griechenland entlasten – das sollte das Ziel sein bei der neuen EU- Strategie im Kampf gegen die Flüchtlingskrise, die am Mittwoch in Brüssel von EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos präsentiert wurde.

Italien und Griechenland sollen dazu in Kooperation mit Vertretern der EU-Staaten entscheiden, welcher Flüchtling in welchen EU-Staat geschickt wird. Diese Entscheidung soll vor dem Hintergrund einer Familienzusammenführung stehen. Prinzipiell ein sehr positiver Vorschlag und auch eine konkrete Umsetzungsidee: In den kommenden Jahren sollen 40.000 Menschen, vor allem Schutzbedürftige aus Syrien und Eritrea auf Basis eines Verteilungsschlüssel umgesiedelt werden. Donatella Parisi, Pressebeauftragte des Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Rom sieht hier aber trotzdem ein Problem.

„Genau genommen sind es 24.000 Menschen aus Italien und 16.000 aus Griechenland. Diese Nummern sind aber viel zu niedrig. Die Zahlen sind nicht an die Realität angepasst. Alleine im Jahr 2014 sind 170.000 Menschen in Italien angekommen. Also, von einer durchschnittlichen Zahl von 20.000 zu sprechen ist wirklich lächerlich.“

Parisi erinnerte an die Worte des Hochkomissar des UN-Flüchtlingsdiensts, der alleine aus Syrien von 130.000 Flüchtlingen sprach. Im Jahr 2014 seien in Rom 21.000 Flüchtlinge angekommen, betonte Parisi. Syrien selbst befürchte vier Millionen Flüchtlinge. Ein weiterer Kritikpunkt sei die Bevorzugung der Länder Eritrea und Syrien. Laut dem EU-Schreiben sollen nur die Länder angenommen werden, die 75% oder mehr positive Anträge stellen.

„Gestern in der Mensa kam eine Kongolesin. Sie erzählte weinend, dass sie aus schrecklichen Verfolgungsszenarien flüchten musste. Sie hatte am Bahnhof geschlafen, nachdem sie in Frankreich war und dann wieder zurück nach Italien geschickt wurde. Ganz offensichtlich ist sie auch Opfer von Folter geworden. Die Maßnahmen der EU betreffen jetzt nur Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea. Und diese Frau aus dem Kongo, die Opfer der Verfolgung wurde und schutzlos ist, kann diese Möglichkeit nicht in Anspruch nehmen. Diese Entscheidung und spezifische Klassifizierung der Nationalität erscheint uns sehr tragisch. Das sind Schlussfolgerungen, die wir aus unserer täglichen Arbeit ziehen.“

Kritisch sehen auch andere Migrationsexperten die Umsiedlungspläne. Völkerrechler kritisieren die Aufteilung der Flüchtlinge auf alle europäischen Länder. Menschen werden also in Länder gebracht in die sie vielleicht nicht hinwollen, wie Gut hin und her verschoben, und das würde wiederum zur neuen Flucht rufen und die Geschäfte der Schlepper ankurbeln. Andere empfehlen die Einrichtung von Flüchtlingszentren direkt in Afrika um bereits dort die Wünsche der Flüchtlinge aufzunehmen und eine legale Flucht zu ermöglichen.

 

(rv 28.05.2015 no)








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