2015-05-27 17:44:00

Nach Irlands „Ja“ zur Homo-Ehe: Kirchliche Reaktionen


Kirchenvertreter betonen nach dem Votum in Irland das Festhalten der katholischen Kirche am traditionellen Ehebegriff. Einige Beobachter sehen das Referendum auch als Chance für eine breite Debatte zum Thema und ein innerkirchliches Nachdenken über Ehe- und Jugendpastoral. Radio Vatikan fasst einige Reaktionen zusammen.

Der Erzbischof von Dublin, Diarmuid Martin, hatte das Votum für die gleichgeschlechtliche Ehe in Irland als „kulturelle Revolution“ bezeichnet. Die Kirche müsse sich fragen, wann dieser Umbruch begonnen habe und „warum einige Personen (innerhalb der Kirche, Anm. d. Red.) diesen Wandel nicht sehen wollten“, so der Erzbischof in einem Interview mit der italienischen Zeitung „La Stampa“. Man müsse jetzt auch die Jugendpastoral überdenken, so Martin mit Blick auf die hohe Beteiligung junger Menschen am irischen Referendum. Die Kultur seines Landes sieht der Dubliner Erzbischof durch eine individualistische Sicht auf die Familie bestimmt. Das Konzept der Ehe als „Grundelement sozialen Zusammenhaltes“ sei verloren gegangen. Gegenüber dem Festhalten an individuellen Rechten habe das Argumentieren mit sozialer Ethik keinen Erfolg, so Martin.    

Der Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz (CEI), Nunzio Galantino, hatte das ,Ja' zur Homo-Ehe in Irland als Gelegenheit für eine ernsthafte Debatte ohne Ideologie und Polemik gewertet. Die Position der Kirche zum Thema sei klar, jetzt müsse man sich auf Augenhöhe an einen Tisch setzen und Argumente vorbringen: „Es braucht eine unbeschwerte Auseinandersetzung, und man muss dabei zum Wohl aller überschäumende Emotionen beiseitelassen“, so Galantino im Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“. Auch sein Landsmann Bischof Domenico Mogavero forderte einen „realistischen“ Umgang der Kirche mit dem Thema. Er forderte im Interview mit „La Stampa“ einen rechtlichen Rahmen für die „hunderttausenden“ gleichgeschlechtlichen Paare in Italien. Es sei nötig, die kirchlichen Vorurteile zu überwinden, die Homosexualität auf eine Perversion und eine öffentliche Gefahr reduzierten, so der Bischof. Die Kirche solle sich nicht in die Debatte um eine gesetzliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften einmischen, empfahl er zudem.

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wiesen Forderungen nach einer Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften zurück. Der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sagte am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn, die Forderung nach einer Gleichstellung von Ehe und Lebenspartnerschaften gehe zu weit. Das Rechtsinstitut der Ehe umfasse nicht nur die Partnerschaft zwischen Frau und Mann allein, sondern auch das Elternpaar, das Sorge und Verantwortung für Kinder trägt. „Daher gehört es auch zur Grundstruktur des verfassungsrechtlichen Eheverständnisses, dass die Ehe von einer Frau und einem Mann eingegangen wird. Denn Ehe und Familie sind wesenhaft miteinander verknüpft.“ Der Verzicht auf das Merkmal der „Verschiedengeschlechtlichkeit der Ehepartner“ könne dazu beitragen, das „bisherige Eheverständnis um eine wesentliche Dimension zu verkürzen“.

Auch ZdK-Präsident Alois Glück wandte sich gegen eine Gleichstellung von Ehe und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Zwar würden auch in Lebenspartnerschaften Werte wie in einer Ehe gelebt, erklärte er in Bonn. Es gebe aber „mindestens den einen fundamentalen Unterschied“: Die Ehe zwischen Mann und Frau habe „im Hinblick auf Kinder als die Zukunft unserer Gesellschaft unbestreitbar eine besondere Bedeutung“. Dies festzustellen, sei keine Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften. Schon heute sei die Gesetzeslage mit Blick auf die unterschiedlichen Lebensformen und Verantwortlichkeiten angemessen.

(rv/kna/or 27.05.2015 pr)








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