2015-05-23 10:00:00

Unser Buchtipp: Oscar Romero - Nicht schweigen!


Óscar A. Romero: Nicht schweigen. Vom Handlanger der Macht zum Anwalt der Armen. Texte in deutscher Erstausgabe, herausgegeben von Jesús Delgado. 

 

Zwei Begriffe drängen sich auf, wenn man das Leben von Erzbischof Óscar Arnulfo Romero betrachtet: Bekehrung und Berufung. Beide Begriffe gehören zusammen. Zunächst war er „an der Seite der Oberschicht“, wie die Einleitung eines Buches sagt, dass erstmals Texte von Romero, Briefe und Notizen, auf Deutsch veröffentlicht. Dann aber folgte in der Begegnung mit den Armen und Unterdrückten seine Bekehrung, er wandte sich im Widerstand gegen die Gewalt-Haber. Berühmt geworden ist sein Ausspruch bei seinem letzten Rombesuch: Ich weiß, sie werden mich umbringen, ich weiß nur noch nicht, ob die Rechten oder die Linken.

Romero taugt nicht wirklich zu einem Säulenheiligen einer bestimmten selbsternannten Richtung, das wird schnell aus den Briefen klar. Deutlich wendet er sich gegen eine Kirche als „Verbündete der Mächtigen“, im Elend und Bruderkrieg des Landes dürfe die Kirche nicht schweigen. Er wendet sich klar gegen jede Form von Gewalt, er will aus Liebe handeln, nicht aus Zorn gegenüber eine bestimmte Politik. Das ist es auch, was die Menschen in El Salvador und darüber hinaus in ganz Lateinamerika bis heute an Romero verehren, er lässt sich vor niemandes Wagen spannen und spricht ganz klar die Sprache des Glaubens, der für Gerechtigkeit eintritt. „Ich glaube, dass jede pastorale Arbeit im Einsatz für die Armen immer verfolgt werden wird.“

Die Zitate sind jeweils thematisch zusammengefasst und mit einem Kommentar versehen, der die Hintergründe und die Geschichte ausleuchtet. So entsteht von den Worten Romeros ausgehend eine Biographie des neuen Seligen. Es ist aber auch eine Biographie des Glaubens eines Christen, der verstehen will, was es bedeutet, Christus nachzufolgen. Die Texte sind sehr geistlich und verbinden den Blick auf die harte und brutale Realität mit der Frage nach Gott, dem Kreuz und dem christlichen Zeugnis. Die Bibel und die christliche Tradition gehören damit genauso in das Leben Romeros wie der Einsatz gegen Unterdrückung und Gewalt, sie sind sozusagen zwei Seiten derselben Medaille. Das Buch spannt einen weiten Bogen um Romeros Leben, um einordnen zu können, in welche Zusammenhänge dieser Einsatz gehört.

Die Machthaber im Land haben das als Angriff auf ihre Sicherheit – definiert als nationale Sicherheit – interpretiert, auch das wird aus Romeros Aufzeichnungen deutlich. Er spricht von der „prophetischen Sendung“ der Kirche, der er treu bleiben muss. Das ist die Berufung der Kirche, seine Berufung, in der schwierigen Zeit einer „Märtyrerkirche“. Und es verlangt die Bekehrung: „Die Zeit ist gekommen, da wir Christen – jeder von uns – auf den Ruf des Herrn antworten müssen. Es wird viele geben, die noch immer nicht aufgewacht sind; haben wir Geduld mit ihnen.“

Die Realität der Sünde in Unterdrückung und Gewalt und der Ruf Christi zu Glaube und Gerechtigkeit: Auszüge aus den Schriften eines großen Zeugen.

 

Erschienen in der Reihe Camino des Verlags Katholisches Bibelwerk, das Buch kostet etwa 18 Euro.

 

(rv 23.05.2015 ord)








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