2015-05-09 14:07:00

Kirchweihe in der Diaspora - Aufbruch in Leipzig


Papst Franziskus hat den Neubau der Leipziger Propsteikirche als positives Signal gewürdigt. Heute eine Kirche im Zentrum einer großen deutschen Stadt zu bauen, sei „ein Zeichen der Hoffnung und der Zukunft“. Das schreibt der Papst in einem Grußwort zur Weihe von Ostdeutschlands größtem Kirchneubau seit der Wiedervereinigung am Samstag.

Das Bauprojekt in Leipzig geht gegen den aktuellen Trend in der Kirche. Im sogenannten katholischen Westen werden Kirchen geschlossen, Gemeinden zusammengelegt, und die Zahl der Austritte steigt. Nicht so in der Diaspora-Stadt Leipzig. Bei nur vier Prozent Katholiken wurde an diesem Samstag gegenüber vom Rathaus eine neue Kirche und Propstei eingeweiht. Wie besonders diese Kirchweih für die Kirche in Deutschland ist, zeigt auch das Grußwort aus dem Vatikan - für Propst Georg Giele aus Leipzig eine große Überraschung. Der Brief des Papstes ist sehr „persönlich, sehr auf die Situation von Leipzig bezogen. Und darüber freuen wir uns sehr, dass die Aufmerksamkeit des Papstes bis nach Leipzig reicht. Wir sind super-glücklich.“

Der Papst schreibt in seinem Brief, dass dieser Tag nicht für die Katholiken, sondern für alle Menschen in der Stadt ein Tag der Freude sei. Hintergrund: Rund achtzig Prozent der 530.000 Leipziger sind konfessionslos. Auch Bischof Heiner Koch, der die Propsteikirche Sankt Trinitas offiziell in Besitz nahm und sie segnete, ging in seiner Predigt auf die Diaspora-Situation in der Stadt ein. Man sei dankbar für die Ungetauften, die mit ihren Lebenserfahrungen, ihrem Suchen und ihrem Fragen ein Reichtum für die Kirche seien, so Koch. Propst Giele beschreibt den Kirchenbau in einer Stadt wie Leipzig als „Sensation“. Man habe in der Bevölkerung in diesen Jahren viel Wohlwollen erfahren, berichtet Giele: „Aber die Frage, ob es die Kirche braucht oder nicht in der Stadt Leipzig, wurde nur ganz selten gestellt. Wir haben viel Rückenwind erlebt. Das ist für uns in Leipzig sehr ermutigend und sehr schön, und es kommen auch viele interessierte Gäste aus Leipzig vorbei.“

Der Limburger Bauskandal, sexueller Missbrauch und die Kirchensteuer hatten in den vergangenen Jahren für Kirchenaustritte auf Rekordniveau gesorgt. Die Kirche in Leipzig, die seit Jahren am Rand der Stadt lag, steht nun auch für ein neues katholisches Selbstbewusstsein. Dass zeigt sich auch am Kreis der Unterstützer. 2010 gab es sogar eine bundesweite Kollekte in den Gemeinden, um die Diaspora in Leipzig zu unterstützen. „Wir spüren aber im Kontakt mit den Unterstützern, dass viele Leute erst einmal aufatmen und sagen: Schön, dass es auch die Zeit des Aufbruchs und des Neuanfangs der lebendigen Kirche gibt. Zu sehr ist man sonst von den negativen Nachrichten in den Bann gezogen, Kirchen die geschlossen werden, Gemeinden die zusammengelegt werden. Das ist durchaus eine bedrückende Stimmung. Da braucht es auch mal gute Nachrichten, die man nach außen transportieren kann. Es gibt auch das: Aufbruch“, berichtet Giele. Mit 17 Millionen Euro konnten die Kosten des Kirchbaus in Grenzen gehalten werden. Man habe aus den Erfahrungen in anderen deutschen Bistümern gelernt, bemerkt der Propst. Zudem sei das Bistum Dresden-Meißen ein Bistum mit begrenzten Möglichkeiten. Daher gab es von Beginn an eine strikte Kostenkontrolle. Es wurde eine Summe von 15 Millionen festgelegt, an der man sich orientiert habe, erklärt Giele. „Sobald in der Prognose diese Grenze in Sicht war, gab es die vertragliche Regelung, dass umgeplant wird, um Kosten einzusparen. Also, entweder hat man Qualität minimiert, oder es konnten nicht alle Ideen, so schön sie auch gewesen sind, umgesetzt werden. Das hat uns lange begleitet. Ganz zum Schluss sind wir doch ganz leicht über die 15 Millionen Euro gekommen. Wir haben ein halbes Jahr Bauverzögerung, wir wollten ursprünglich schon im Oktober 2014 einweihen, und wir haben etwas mehr Aufwand in die Nachhaltigkeit investiert.“

Der aus Dresden stammende Propst begleitet das Projekt Kirchbau in Leipzig seit sieben Jahren. Während dem Zweiten Weltkrieg wurde die Leipziger Kirche zerbombt, und bevor die Katholiken vom SED-Regime einen Bauplatz mit mehr als schlechten Bedingungen am Stadtrand zugewiesen bekommen hatten, waren sie Gäste der evangelischen Kirchen in der Stadt. Heute geht die Zeit des Bauens zu Ende, und am Leipziger Martin-Luther-Ring (ausgerechnet) zeigt sich ein neues ostdeutsches katholisches Selbstbewusstsein. „Das ist fast noch nicht zu glauben“, sagt Giele. „Aber wenn man jetzt im Kirchenraum steht, der jetzt auch wirklich vollendet ist, da überwiegt nur noch die Vorfreude, in diesem Kirchenraum wunderbare Gottesdienste feiern zu können.“ Am ersten offiziellen Gottesdienst an diesem Samstag nahmen laut Schätzung der Polizei zur Kirchweihe rund 1.100 Menschen teil, darunter auch Sachens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und der Nuntius des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic. Der Mitteldeutsche Rundfunk übertrug die über zweistündige Zeremonie live im Fernsehen.

(rv 09.05.2015 pdy)








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