2015-05-08 11:26:00

Leere Geschäfte, kaum noch Benzin im Jemen


Die Kämpfe im Jemen werden heftiger: Der von Saudi-Arabien geführten Koalition dämmert nämlich, dass ihre Luftschläge gegen die – von Iran unterstützten – Huthi-Rebellen nicht allzu viel ausgerichtet haben. Hilfswerke sprechen von einer verzweifelten humanitären Lage im ohnehin schon armen Land; mindestens 300.000 Menschen seien wegen der Kämpfe zu Binnenflüchtlingen geworden, und sie zu versorgen, werde immer schwieriger.

Nuha Jabbara ist die Jemen-Verantwortliche des britischen Hilfswerks Oxfam. „Die Lage verschlechtert sich jeden Tag“, sagt sie im Interview mit Radio Vatikan. „Nicht mehr nur die Ärmeren und ohnehin schon an den Rand Gedrängten im Land zahlen jetzt den Preis für die Kämpfe, sondern jeder einzelne Einwohner des Jemen. Allmählich macht sich eine Lebensmittelknappheit bemerkbar; die Läden werden immer leerer. Gas gibt es nicht mehr. Bäckereien haben geschlossen, die Leute können also auch kein Brot mehr kaufen. Wegen der Benzinknappheit sieht man gar keine Autos mehr auf den Straßen herumfahren. Jemen ist eigentlich eine Import-Nation; zwischen achtzig und neunzig Prozent seiner Nahrung, Medikamente und seines Benzins kommen normalerweise von außen. Jetzt können die Menschen nur konsumieren, was sie noch im Land haben, und das wird immer weniger.“

Die Benzinknappheit hindert auch die Hilfsorganisationen wie Oxfam daran, Hilfsladungen zu den Menschen zu bringen, die vor den Kämpfen geflohen sind. Schon vor dem jetzigen Konflikt war mehr als die Hälfte der Einwohner des Jemen abhängig von humanitärer Hilfe; mehr als eine Million Menschen im Land gelten derzeit als unterernährt.

„Die einfachen Leute im Jemen verstehen, ehrlich gesagt, nicht mehr, was eigentlich los ist im Land. Die meisten von ihnen stehen nicht auf der Seite einer der kämpfenden Parteien; sie sind einfach nur Opfer eines Konflikts, der bei ihnen im Land ausgetragen wird – und sie wissen noch nicht mal, warum. Den ganzen Tag verbringen die Leute jetzt auf der Straße, um zu warten: Warten auf Gas, warten auf Nahrungslieferungen. Sie leben in ständiger Angst, morgen nichts mehr zu essen zu haben; kein Krankenhaus zu haben, wo sie hingehen könnten, falls ihnen etwas passiert. In einigen Teilen des Landes hungern die Menschen schon, und aus den Krankenhäusern wird gemeldet, dass einige Menschen sterben, weil man nichts mehr hat, um sie zu versorgen. Ich kann garantieren: Wenn die Lage so weitergeht, werden wir eine hohe Rate an Menschen haben, die an Hunger sterben.“

(rv 08.05.2015 sk)








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