2015-05-07 14:09:00

Syrien: Mutlosigkeit und Angst


„Wir sind in einen Krieg verwickelt, und ein Krieg ist keine Schlacht, sondern eine Serie von Schlachten“. Das sagte der syrische Präsident Baschar al-Assad in einer Schule für Kinder von Soldaten, die im Krieg getötet wurden. Erstmals gab der von zahlreichen Rebellengruppen bekämpfte syrische Präsident Assad Verluste seiner Streitkräfte in dem seit mehr als vier Jahren andauernden Bürgerkrieg zu. Mit einem Kriegsverbrechen urteilt hingegen ein aktueller amnesty international-Bericht über ihn und die syrische Regierung. Weiterhin sollen gezielt Fassbomben gegen Zivilisten eingesetzt werden. Mehr als 3.000 Menschen seien seit Januar 2014 durch derartige Angriffe getötet worden. Im ganzen Land seien durch den Einsatz dieser Waffe seit 2012 mehr als 11.000 Menschen ums Leben gekommen. „Tragisch und dramatisch“, so beschreibt der Kustos des Heiligen Landes, Franziskanerpater Pierbattista Pizzaballa die aktuelle Situation in Syrien. Aleppo, gleiche einer massakrierten Stadt. Keine Elektrizität, kein Wasser. Was bleibe da noch anderes über als versuchen zu flüchten:

„Viele haben versucht einfach wegzugehen, vor allem aus Aleppo, nach Latakia und Tartus oder raus aus Syrien… Wer übrig geblieben ist? Das sind vor allem die Armen! Sie versuchen sich gegenseitig zu helfen, wo es nur geht. Viele arme Familien nehmen Menschen auf, die alles durch die Bombardierungen verloren haben. Sie leben in äußerst prekären Situationen, aber sie schaffen es weiterhin solidarisch zu sein.“

Auch die Kirchen müssen zusammenhalten, vor allem die zerstörten. Die orthodoxe, armenische, maronitische oder assyrische Kirche unterstützen sich gegenseitig, erklärt Pizzaballa. Auch laut amnesty-Bericht greife die syrische Regierung „gezielt und systematisch“ Zivilisten an und bombardiere dabei Krankenhäuser, Schulen, Märkte und Moscheen. Die Attacken gleichen einer „kollektiven Bestrafung“ schreibt amnesty, und diese Bestrafung sei „ein Kriegsverbrechen.“ Die Menschen in Aleppo seien hoffnungslos und von der Angst und dem Schmerz gezeichnet, erklärt Pizzaballa:

„Die Mutlosigkeit ist groß und die Angst weit verbreitet. Vor allem junge Menschen, die die Überlebenden sind, sind dazu bestimmt, zu helfen, zu unterstützen, etwas zu machen...sich nicht von der Mutlosigkeit übermannen zu lassen. Die Situation ist wirklich dramatisch und die Angst ist ungemein groß.“

Der Bürgerkrieg in Syrien dauert seit mittlerweile vier Jahren an. Die Vereinten Nationen hatten vor über einem Jahr eine Resolution verabschiedet, in welcher sie ein Ende der Menschenrechtsverletzungen forderte, insbesondere durch den Einsatz von Fassbomben. Laut amnesty sind die angedrohten Konsequenzen nie eingeleitet worden. Die internationale Gemeinschaft habe „den Zivilisten von Aleppo den Rücken zugewandt“.

(varie/rv 07.05.2015 no)








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