2015-04-30 10:25:00

Vatikan/Irak: Viel kann noch geschehen


Der Präfekt der Ostkirchenkongregation bricht am Freitag mit einer Vatikan-Delegation zu einer mehrtägigen Solidaritätsreise in den Irak auf. Wie Kardinal Leonardo Sandri vorab der Vatikanzeitung „L’Osservatore Romano“ mitteilte, wolle er den leidenden Christen und anderen Minderheiten Segenswünsche und Ermutigungen von Papst Franziskus überbringen. So wird der Vatikanvertreter etwa eine Messfeier in der chaldäischen Kathedrale in Bagdad leiten und Flüchtlinge treffen, die sich vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ retten konnten. Weitere Stationen der Reise, die am 5. Mai endet, sollen Erbil, Ankawa und die Stadt Duhoc sein.

Trotz der verzweifelten Lage im Irak sieht der Kardinal eine Zukunft für Christen in der Region. Im Interview mit Radio Vatikan zeigte sich der Präfekt zuversichtlich: „Sie werden bleiben können und werden das auch tun! Und sie werden ein wahrer Schatz für all unsere muslimischen Brüder und die anderen Religionen sein, die im Nahen Osten leben. Ich sehe (…) meine Reise in einer Zukunftsperspektive, einer Zukunft des Wiederaufbaus, der biblischen Rückkehr. Die Christen mögen weiter der Sauerteig sein, der allein Gemeinschaften der Region einen Sinn des Gleichgewichts, der Freundschaft und der Teilhabe gibt.“

Der Kardinal sieht den Spielraum der internationalen Gemeinschaft für eine Intervention im Irak noch lange nicht ausgeschöpft; er sieht gar Anzeichen einer „Resignation“, wie er am Mittwoch auf einer internationalen Konferenz zum Thema äußerte, die die römische Basisgemeinschaft Sant’Egidio im italienischen Bari veranstaltete. Sandri denkt an den Bereich des humanitären Völkerrechtes, das im Fall eines Krieges oder eines anderen internationalen bewaffneten Konfliktes den effektivsten möglichen Schutz von Menschen und Infrastrukturen zum Ziel hat. Der Vatikan schließt hierbei auch Gewaltanwendung nicht kategorisch aus: Papst Franziskus hatte mit Blick auf die Christenverfolgung im Nahen Osten gesagt, militärisches Vorgehen sei unter bestimmten Umständen gerechtfertigt, um einen „ungerechten Aggressor“ zu stoppen.

„Es ist eine diplomatische Verantwortung. Es müsste alle Entwicklungen, die das humanitäre Völkerrecht in bestimmten Fällen vorsieht, geben, wenn es Eingriffe gibt, die gefährdete Bevölkerung, die Verletzten, die Vertriebenen zu schützen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Intervention: Ich denke etwa an die im Libanon stationierten italienischen und spanischen Kräfte an der Grenze zu Israel. Und es gibt viele weitere Möglichkeiten, die von denen entwickelt werden könnten, die die Macht dazu haben, um die Gewalt zu stoppen und das Leid zu lindern.“

(rv 30.04.2015 pr)








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