2015-04-30 14:12:00

Aktion gegen Menschenhandel: Im Alltag erkennen


Menschenhandel erkennen und ihm einen Riegel vorschieben – dafür hat sich in dieser Woche erneut der Heilige Stuhl zusammen mit anderen Religionsgemeinschaften stark gemacht: Ein am Mittwoch in Rom vorgestelltes Dokument des Vatikans und eines ökumenischen Netzwerkes gegen das Phänomen ruft zu einer stärkeren Sensibilisierung kirchlicher Organisationen auf nationaler Ebene auf. Das Papier „Geschaffen nach dem Ebenbild Gottes, gehandelt als Sklaven“ regt zudem mehr medizinische, psychologische und rechtliche Hilfe für Betroffene, kirchliche Lobbyarbeit und eine verbesserte Kooperation an.

Menschenhandel wird oftmals nicht als solcher erkannt, obwohl er sich sozusagen direkt vor unserer Haustür abspielt. Darauf verweist Schwester Gabriella Bottani, Verantwortliche des Netzwerkes des geweihten Lebens gegen den Menschenhandel. Im Interview mit Radio Vatikan nennt die Ordensfrau konkrete Beispiele: „Wir sehen hier etwa viele Flüchtlinge, die ankommen; das gehört zu den Nachrichten unserer Tage. Diese Menschen laufen sehr große Gefahr, von kriminellen Netzwerken ausgebeutet zu werden. Wir sehen das etwa in der Realität der Prostitution, der sexuellen Ausbeutung, erkennen aber in diesen Frauen, Jugendlichen und Kindern keine Opfer des Menschenhandels.“

„Weltweit Teil unseres Alltags“

Laut offiziellen Schätzungen gibt es weltweit 2,4 Millionen Opfer des Menschenhandels und der modernen Sklaverei. Kriminelle Organisationen verdienen an dem schmutzigen Geschäft jährlich bis zu 32 Milliarden Dollar. Und sie bleiben dabei weitgehend ungestört: Nur ein paar tausend Menschenhändler und Schlepper würden jährlich dingfest gemacht und verurteilt, heißt es in dem vom Vatikan und dem ökumenischen Netzwerk veröffentlichten Dokument. Schwester Bottani verweist auf einen weiteren Bereich, in den die moderne Sklaverei mit hineinspielt: „Wir kaufen ein Hemd zum Tiefpreis und fragen uns nicht: Wer hat das hergestellt? Wie kann man so was so billig erwerben? Das passiert, weil wir nicht sehen, dass dieses Produkt durch Sklavenarbeit gemacht entstanden ist. Das scheint uns fern, wir sehen das nicht, doch wenn wir ein wenig nachdenken würden, könnten wir es sehen: Diese Realität ist ganz nah bei uns, ist Teil unseres Alltags in allen Ländern der Welt.“

Mehr Sensibilität also ist gefordert, auch auf Seiten der Bürger und Verbraucher. Im Dokument des Päpstlichen Migrantenrates, des Dachverbandes „Caritas Internationalis“ und des ökumenischen Netzwerkes COATNET wird etwa dazu angehalten, Menschenhandel zum Thema in Bischofskonferenzen, Kirchenleitungen sowie in Pfarrgemeinden und Schulen zu machen. Dabei soll besonders der internationale Tag gegen Menschenhandel genutzt werden, der immer am 8. Februar begangen wird.

(rv/kna 30.04.2015 pr)








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