2015-04-29 11:43:00

Burundi: Flüchtlingsströme, aber kein Krieg


Flüchtlingsdramen gibt es auch innerhalb von Afrika, oft unbemerkt vom großen Weltinteresse. Beispiel Ruanda: Das kleine Land erlebt derzeit einen Ansturm von Flüchtlingen aus dem südlichen Nachbarland Burundi. Grund dafür ist, dass in Burundi Präsident Pierre Nkurunziza angekündigt hat, er wolle sich ein drittes Mal zur Wahl stellen. Das hat vor Hintergrund der innenpolitisch ohnehin schon aufgeheizten Stimmung zu Straßenprotesten und Unruhen mit bisher mindestens sechs Toten geführt. Allein am Wochenende sind laut UNO 5.000 Burunder ins Nachbarland geflüchtet.

Pater Emmanuel Ruba-gum-ya ist Generalsekretär der Caritas Ruanda; er berichtet im RV-Interview: „Ruanda hat die Flüchtlinge aufgenommen, ihnen etwas zu essen gegeben und sie in Übergangslager gebracht. Nach Regierungsangaben gibt es hier im Moment 20.400 Flüchtlinge aus Burundi. Die Polizei in Burundi hat jetzt die Grenze geschlossen, um die Menschen an der Flucht nach Ruanda zu hindern. Ich glaube allerdings nicht, dass die Demonstrationen in Burundi aufhören werden; die Leute haben den Präsidenten satt, sie werden weiter an verschiedenen Orten, in verschiedenen Regionen auf die Straße gehen, trotz der drohenden Gewalt durch Polizei und Militär. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Lage in Burundi bald zum Besseren wendet.“

Ruba-gum-ya geht vielmehr davon aus, dass die Gewalt in Burundi bis zum Wahltermin im Juni weitergehen wird. Und weil Teile der Armee mit den Anliegen der Demonstranten sympathisieren, könnte alles sogar noch viel schlimmer werden. Allerdings, eine Rückkehr zum Bürgerkrieg wie vor zehn Jahren schließt er doch aus:

„Nein nein – denn diesmal gibt es keinen Streit unter den verschiedenen Gruppen. Es geht um Opposition gegen die Regierung, nicht um ein Zerwürfnis unter den ethnischen Gruppen. Die internationale Gemeinschaft, vor allem Frankreich und Belgien, sollten versuchen, den Präsidenten davon zu überzeugen, dass er von sich aus seine Entscheidung aufgibt, sich noch einmal zur Wahl zu stellen.“

In den Übergangslagern will die Caritas Ruanda jetzt Stromkabel verlegen, damit die Flüchtlinge dort abends nicht im Dunkeln sitzen. Für Nahrungsmittelhilfe sorgt das UNO-Flüchtlingshilfswerk, zusammen mit anderen Verbänden. Die Regierung habe die Burunder als Flüchtlinge anerkannt, darum sei zunächst einmal für alles gesorgt, von einer humanitären Katastrophe sei keine Rede. Die größte Sorge bleibt, wie sich die Lage in Burundi weiter entwickeln wird.

(rv 29.04.2015 sk)








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