2015-04-28 10:21:00

Umweltkonferenz: „Das Prinzip der Vorsorge anwenden“


Das Thema ist so wichtig, dass selbst UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon in den Vatikan gekommen war: Welche Rolle können die Religionen beim Schutz der Umwelt einnehmen? Am Dienstag tagte dazu im Vatikan eine hochrangig besetzte Konferenz unter dem Titel  „Die Erde schützen, die Menschheit würdigen. Die moralischen Dimensionen des Klimawandels und der nachhaltigen Menschlichkeit“. Der Schweizer Nobelpreisträger Werner Arber ist Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, einer der Ausrichter dieser Konferenz.

Wissenschaftlich sei es gar nicht so einfach, die Gründe für eines der wichtigsten Themen dieses Komplexes, nämlich den Klimawandel, eindeutig zuzuordnen, so Arber gegenüber Radio Vatikan. Deswegen sei dies eines der wichtigen Themen der Konferenz, die auch mit Blick auf die Weltklimakonferenz im November in Paris und mit Blick auf die kommende Enzyklika des Papstes zum Thema Umwelt und Schöpfung veranstaltet werde.

Man diskutiere zum Beispiel, welchen Anteil der Mensch am Klimawandel habe, naturwissenschaftlich sei die Frage nicht ganz eindeutig zu beantworten. „Meine Auffassung ist, dass es an uns ist, der Kirche zu sagen, dass es mehrere Quellen gibt und dass es nicht möglich ist, absolut genau zu sagen, welche dieser Quellen maßgeblich an der jetzigen Veränderung beteiligt sind.“ Es gebe Hoffnung auf eine Stabilisierung der Erwärmung auf niedrigerem Niveau als heute, Beweise dafür hätte man aber nicht, so Arber. „Es ist ehrlich zu sagen, dass es mehrere Quellen gibt, die das Klima auch längerfristig beeinflussen können. Und dann wendet man das Prinzip an, dass man in Vorsorge Maßnahmen trifft. Aber wir haben keine Garantie dafür, dass wenn keine Leute mehr mit dem Auto fahren, dass dann das Problem aus der Welt geschaffen ist.“

Das Prinzip der Vorsorge war bereits bei der Umweltkonferenz in Rio 1992 formuliert worden. Dort heißt es „Angesichts der Gefahr irreversibler Umweltschäden soll ein Mangel an vollständiger wissenschaftlicher Gewissheit nicht als Entschuldigung dafür dienen, Maßnahmen hinauszuzögern, die in sich selbst gerechtfertigt sind.“

Die Konferenz im Vatikan, die interreligiös und überkonfessionell angelegt ist, wird am Schluss eine gemeinsame Erklärung vorlegen. Dem Biologen Werner Arber ist klar, dass die meisten Teilnehmer davon überzeugt sind, dass CO2 die Hauptquelle für die Klimaerwärmung ist. Deswegen werde das Thema auch so ernst und manchmal emotional debattiert. „Es hat Einfluss auf die gesamte Menschheit, und im November findet in Paris eine politische Konferenz zu diesem Themenkreis statt. Mir wäre es lieb, wenn dazu dann schon eine Erklärung des Vatikan vorliegen würde. Zu sagen, dass die gesamte Nachhaltigkeit nur vom Klimawandel abhänge, ist aber komplett falsch.“ Zur Nachhaltigkeit gehört mehr als nur das eine Thema, so der Nobelpreisträger, und er erhoffe sich von der erwarteten Umwelt-Enzyklika des Papstes, dass dieser gesamte Komplex angesprochen wird. „Meine Hoffnung ist, dass er sagt, dass der Mensch das Prinzip der Vorsorge anwenden muss.“

(rv 28.04.2015 ord/gs)








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