2015-04-25 09:58:00

Verkündigung ist mehr als nur Wort


‚Zu den Völkern‘ – ‚ad gentes‘. So heißt eines der letzten Dekrete des Zweiten Vatikanischen Konzils. 50 Jahre ist es nun her, dass es verabschiedet wurde. Für die päpstliche Universität Urbaniana und internationale Missionswissenschaftler Anlass, um darüber zu debattieren, was dieses Dekret noch heute der missionarischen Kirche zu sagen hat. Missio Aachen war Mitveranstalter der Tagung. Für Michael Meyer von Missio gibt es noch einige Aussagen, die selbst nach 50 Jahren noch wichtig sind, zum Beispiel, dass die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch ist. „Also die Kirche hat keine Mission, sie macht keine Mission, sondern ihr tiefstes Inneres, ihre Sendung ist, dass sie missionarisch ist. Und genau das müssen wir heute weiterhin umsetzen. Das ist die Aussage, die für uns in Deutschland weiterhin gilt,“ erklärt Meyer.

Bereits der Titel des Missionsdekrets verdeutlicht, wie die katholische Kirche in der Moderne missionarisch sein will, denn ‚ad gentes‘ bedeutet ‚zu den Völkern‘. Weltkirche ist für die Weltmission Programm und das zeigt sich auch bei dem internationalen Kongress, der in dieser Woche in Rom stattgefunden hat. Über 800 Teilnehmer und Referenten aus aller Welt zogen Bilanz und haben neue Zukunftsaussichten entworfen. Es geht nach wie vor um die Hinkehr zu Gott, wie Michael Meyer es ausdrückt, und zwar weltweit.

Doch der Missionsbegriff hat sich in den Jahren auch weiter entwickelt. Heute gehe es vielmehr um einen Missionsbegriff, der den Menschen im Blick habe, erläutert Michael Meyer: „Dort wo es eine große Armut gibt, dort wo Menschen hungern und leiden, dort geht es natürlich darum zu sagen, wir müssen uns darum kümmern, dass eine Entwicklungszusammenarbeit gibt. Ich habe selbst mehrere Jahre in Lateinamerika gelebt und habe das vor Ort mitbekommen, dass jene, die sich als Missionare bezeichnen, an diesen Peripherien leben und arbeiten, wo das Leben der Menschen bedroht ist. Die setzen sich ein und sagen, unser Gott ist ein Gott des Lebens, den unterstützen wir. Das heißt in der Konsequenz, dass wir uns für jene einsetzen, denen es nicht gut geht.“ 

Für Meyer ist es zu kurz gegriffen, die Mission auf die reine Wortverkündigung zu reduzieren. Die Mission habe den ganzen Menschen im Blick. Mission ist Kommunikation, so wie es in der Dreifaltigkeit Gottes bereits zu Grunde gelegt ist. Dementsprechend ist für Meyer Mission nicht nur die Entwicklungshilfe in fernen Ländern. Mission muss es, so Meyer, auch im Alltag eines Jeden geben: „Das meint natürlich, dass jeder Getaufte eigentlich in seinem Ort, dort wo er hingestellt ist, im gewissen Sinne Missionar ist. Für uns in Deutschland ist es sehr schwierig von Missionaren zu reden. Dieses Wort ist nach wie vor negativ besetzt aufgrund der kolonialen Geschichte. Wenn man in Deutschland auf die Straße geht und von Mission spricht, dann rümpfen die Leute die Nase. Aber ich würde sagen, es gibt eine Neuentdeckung des missionarischen Begriffs.“

Verschiedenste Initiativen in den deutschen Bistümern zeigen, dass sich die Kirche auch in Deutschland wieder intensiver damit beschäftigt missionarisch zu sein. Auch wenn der Begriff Mission negativ besetzt, würde Michael Meyer ihn nicht ändern wollen. Auf der Konferenz von Aparecida, der Versammlung der lateinamerikanischen Bischöfe 2007, hat man von dem Begriff der Jünger und Missionare gesprochen, um den Kern der Mission besser zu erfassen. „Das heißt, Menschen gehen in die Schule Jesu, lassen sich von seiner Botschaft anrühren, wie er auf Menschen zugegangen ist, wie er sie aufgerichtet hat, sie geheilt hat, der sich berühren ließ von Kranken, von denen, die am Rande der Gesellschaft waren. Das heißt es, Jünger Jesu zu sein, sich von seiner Botschaft anstecken zu lassen, der österlichen Botschaft. Und wenn man das erfahren hat, dann drängt es einen doch selbst wirklich hinauszugehen als Missionar.“

 

(rv 25.04.2015 pdy)








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