2015-04-24 12:54:00

D: Gedenken an Armenier-Völkermord


In einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom haben am Donnerstagabend über 1.100 Menschen des Völkermordes an Armeniern, Aramäern, Assyrern und Pontos-Griechen vor hundert Jahren gedacht. Schätzungen zufolge 1,5 Millionen Menschen wurden zwischen 1915 und 1922 im Osmanischen Reich ermordet. „Als Kirchen in Deutschland stehen wir zusammen zu der Verantwortung, das Gedenken an den Völkermord wachzuhalten“, erklärten Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Deutsche Bischofskonferenz, Armenische Apostolische Kirche und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), die zu dem Gottesdienst gemeinsam eingeladen hatten. Vor dem Gottesdienst begrüßte Dompredigerin Petra Zimmermann Bundespräsident Joachim Gauck, der im Anschluss an den Gottesdienst zu den Versammelten sprach. Gebete und Psalmen wurden während der Feier in den Muttersprachen der Kirchen gesprochen.

Bedford-Strohm: Mitverantwortung Deutschlands

„Wir feiern diesen Gottesdienst in ökumenischer Gemeinschaft, weil wir alle Glieder am einen Leib Jesu Christi sind und deshalb auch die Last der Trauer gemeinsam tragen. Mit dem Apostel Paulus wissen wir: Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit (1 Kor 12,26)“, sagte Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der EKD, in seinem Eingangswort. Im Gedenken an die Opfer sprach er auch die Verantwortung Deutschlands am Genozid an und sagte: „Doch dürfen wir ebenso nicht verschweigen, dass evangelische Kirchenleitungen und Missionsgesellschaften vor einhundert Jahren genau Bescheid wussten, dass sie aber dennoch wegschauten und untätig blieben. Nur wenn wir diese eigene Mitschuld deutlich und klar aussprechen und anerkennen, können wir auch andere dazu ermutigen, sich aufrichtig und objektiv mit dem Verbrechen des Genozid auseinanderzusetzen.“

Kardinal Marx: Erinnern für Versöhnung

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sprach in seiner Predigt von einer „Chronik der Unmenschlichkeit“, der an jedem Tag neue Seiten hinzugefügt werden. „Was vor 100 Jahren, am 24. April 1915, seinen Anfang nahm, war ein solches Menschheitsverbrechen – das ‚große Verbrechen‘, wie die Armenier sagen.“ Immer mehr Staaten, politische und religiöse Führer in aller Welt bezeichneten diese Ereignisse inzwischen als Völkermord, so Kardinal Marx, so auch Papst Franziskus. An die Grausamkeiten der Geschichte werde nicht erinnert, um die Vergangenheit nicht vergehen zu lassen. „Sondern wir rufen sie ins Gedächtnis, damit eine verdrängte Vergangenheit uns nicht gefangen nimmt und uns innerlich vergiftet. Um es mit den Worten von Papst Franziskus zu sagen: ‚Wenn die Erinnerung schwindet, hält das Böse die Wunde weiter offen.‘ Das müssen wir verhindern“, so der Kardinal. Gerade deshalb sei es wichtig, dass Christen verschiedener Konfession und Herkunft zum Gedenken zusammenkämen, „um den Schrecken beim Namen zu nennen (…) und Wege des Neuanfangs und der Versöhnung zu gehen.“

Kirchen arbeiten für Anerkennung der Verbrechen als Völkermord

Schon vor dem Gottesdienst sprachen die Beteiligten sich für die Anerkennung der schrecklichen Verbrechen als Völkermord aus: „Gemeinsam unterstützen wir das Anliegen des Ökumenischen Rates der Kirchen, der Konferenz Europäischer Kirchen und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, es den Armenischen Kirchen zu ermöglichen, ihre Stimme zu erheben und auf die Anerkennung des Völkermordes hinzuarbeiten.“

 

(pm 24.04.2014 pr)








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