2015-04-22 13:11:00

Südafrika: Fremdenfeindliche Übergriffe auf Migranten


Angesichts der vielen Krisenherde dieser Welt gerät Südafrika aus dem Blick: Seit rund drei Wochen kommt es dort zu fremdenfeindlicher Gewalt gegen Migranten. Sieben Menschen wurden getötet, 300 festgenommen. Die Initiatialzündung war eine Hetzrede des Königs der Zulu; seitdem kommt es täglich zu gewalttätigen Übergriffen auf Einwanderer aus anderen Teilen Afrikas. Als Ursache gilt die Frustration Einheimischer über die hohe Arbeitslosigkeit. Hunderte Menschen aus Simbabwe, Malawi, Mosambik und anderen Staaten haben seither in improvisierten Flüchtlingslagern Zuflucht gesucht, ihre Geschäfte wurden geplündert und in Brand gesteckt. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingswerks UNHCR wurden bereits mehr als 5.000 Menschen aus dem Land vertrieben. Enrico Casale von der Zeitschrift „Afrika“ der Weißen Väter weist darauf hin, dass diese Auseinandersetzungen eigentlich nicht neu sind:

„Natürlich, es ist die ständige Wiederholung eines Phänomens, dass schon die letzten Jahre regelrecht explodierte. Südafrika ist das meistentwickelte Land des Kontinents und zieht daher viele Migranten an aus ganz Afrika, nicht nur aus den Nachbarländern. Es gibt beispielsweise in Südafrika eine große somalische Gemeinschaft. In Südafrika gibt es aber, obwohl es ein stark entwickeltes Land ist, auch große wirtschaftliche Unterschiede: Auf der einen Seite haben wir einen kleinen Anteil an Reichen, das sind die Weißen und die neureichen Schwarzen, die erst in den letzten Jahren zu Wohlstand gelangt sind. Und auf der anderen Seite haben wir einen riesigen Anteil an Armen. Und diese extrem arme Bevölkerung streitet nun mit den vielen Migranten aufgrund der fehlenden Jobs.“

Zulu-König Goodwill Zwelithini hatte unlängst in seiner Rede Ausländer für Südafrikas hohe Kriminalitätsrate verantwortlich gemacht. Diese sollten darum „ihre Sachen packen und gehen“, so der traditionelle Führer der Zulu, einer der größten ethnischen Gruppen des Vielvölkerstaates. Nach der Zunahme der Ausschreitungen hatte Zwelithini dann behauptet, seine Worte seien missverstanden worden. Die Verantwortung für die jüngsten fremdenfeindlichen Ausschreitungen wies er zurück. Nachbarstaaten haben nun einen Plan aufgestellt, wie ihre Bürger zurückgeholt und wieder „eingebürgert“ werden könnten. Laut Enrico Casale ist das aber nur schwer umsetzbar, weil die Migranten aus allen Ländern Afrikas einreisen.

„Ich denke nicht, dass Südafrika das Problem bald lösen kann. Es sind viele Migranten, und Südafrika hat schon Probleme, die hohe Arbeitslosigkeit für die eigenen Bürger unter Kontrolle zu bekommen. Nach mehr als zwanzig Jahren nach der Apartheid existieren noch immer große Differenzen in Südafrika. Viele Zonen haben keinen Strom, kein Wasser, die Straßen und die Infrastruktur sind mangelhaft. Wenn man anfängt, diese Probleme zu lösen, wird man langsam einerseits den Bürgern helfen und andererseits später auch den Migranten. Aber diese langfristigen Prozesse der Politik werden nun mal länger brauchen, das wird sicher nicht schnell passieren.“

Da die Polizei die Unruhen bislang nicht stoppen konnte, wird nun auch das Militär eingesetzt. Es soll im Township Alexandra in Johannesburg für Sicherheit auf den Straßen sorgen. Das sagte Verteidigungsministerin Nosiviwe Mapisa-Nqakula bei einem Besuch in dem Armenviertel. Auch in der Provinz KwaZulu-Natal sollen nach Angaben der Ministerin Truppen stationiert werden. In der dortigen Hafenstadt Durban hatten die Unruhen Anfang April begonnen.

(rv 22.04.2015 no)








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