2015-04-20 14:07:00

Österreich: Hoffnungen auf neue Akzente bei der Ehelehre


In Österreich herrschen hohe Erwartungen an die Familien-Bischofssynode im kommenden Herbst in Rom: Die Rückmeldungen auf die 46 Fragen des vatikanischen Synodensekretariats zeigen, dass viele sich neue Akzente bei der kirchlichen Lehre zu wiederverheirateten Geschiedenen und zur Sexualmoral erhoffen. Das berichtete der dafür zuständige Koordinator, der Feldkircher Pastoralamtsleiter Walter Schmolly, am Montag in Wien. 

Aus den gebündelten und mittlerweile an Rom weitergeleiteten Rückmeldungen geht laut Schmolly hervor, dass die Synode vom letzten Oktober die Bedeutung des Gewissens für ehe- und familienbezogene Fragestellungen noch zu wenig gewürdigt habe. Als positiv wurde der Grundsatz der „Gradualität" bewertet, den Kardinal Christoph Schönborn von Wien bei der vergangenen Synode eingebracht hatte. Gradualität besagt, dass nicht nur dem christlichen Eheideal mit Wertschätzung zu begegnen sei, sondern auch vorerst „unvollkommenen" Vorstadien bzw. den Schritten auf dem Weg dorthin.

Neuer Fragekatalog spiegelt Uneinigkeit der Synodenväter

Wie Schmolly berichtete, sei die im Februar und März erfolgte Befragung eher qualitativ ausgerichtet gewesen - im Unterschied zur breiten, diözesan unterschiedlich erfolgten im Vorfeld der außerordentlichen Synode im vergangenen Herbst. In dem „Kompromisspapier", das die Ergebnisse der ersten Etappe des von Papst Franziskus als „geistlicher Prozess" angelegten Auseinandersetzung der Weltkirche mit dem Thema Familie zusammenfasste, erscheine die Kirche sowohl als „Wegbegleiterin" als auch als eine Art „Erzieherin".

Darin spiegle sich die nach wie vor bestehende Uneinigkeit unter den Synodenvätern: Die einen wollen die an sich gute Kirchenlehre besser vermittelt wissen, die anderen halten es für nötig, die bisherige Lehre „ergebnisoffen" zu diskutieren. Der Papst wolle letzteres, so Schmolly. Der von Franziskus angestoßene geistliche Prozess der Synode solle demnach ein „gemeinsamer Weg der Bischöfe unter Einbeziehung des ganzen Gottesvolkes" sein. „Hören" sei in diesem Prozess ein zentraler Begriff; laut dem Papst habe die Kirche damit zu rechnen, dass Gott sie in ihrer Wahrnehmung von Familie in all ihren Formen in „Neuland" führen wolle. Nicht umsonst hätten viele schon auf dem bisher zurückgelegten synodalen Weg einen neuen, kollegialen Stil in der Kirche gewürdigt, sagte Schmolly.

Kirche als „Reibebaum"

Der Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch, deren Bischof Benno Elbs zum Vertreter der Österreichischen Bischofskonferenz bei der kommenden Synode gewählt wurde, wies freilich auch auf hemmende Faktoren hin, die mitschwingen, wenn sich Kirche heute zum Thema Familie äußert: Schmolly nannte die Institutionenskepsis des modernen Menschen, zumal werde gerade der Kirche als „Moralinstitution" nicht mehr automatisch Autorität zugebilligt.

Sie diene vielen vielmehr als „Reibebaum" in einem gesellschaftlichen Umfeld, das derlei oft gar nicht mehr bietet. Gerade jungen Menschen gingen heute sehr pragmatisch mit Idealen um, die nicht mehr eindeutige umzusetzende Vorgaben seien, sondern Orientierungspunkte, die verschiedenen Lebenssituationen angepasst würden.

Schmolly war einer der Referenten beim ersten Medienstudientag zu Kirche und Familie, das das Medienreferat der Österreichischen Bischofskonferenz und der Katholische Familienverband Österreichs (KFÖ) mit rund 80 Interessierten im Kardinal-König-Haus veranstalteten.

(kap 20.04.2015 gs)

 








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