2015-04-18 16:26:00

Buchtipp: Von der Lüge zur Ehrlichkeit


 „Ein Mensch, der in sich ruht, ist zutiefst zufrieden, weil er angekommen ist. Bei sich selbst und damit im Leben, in seinem Leben. Zu wissen, ob wir angekommen sind, ob wir das sind, was wir sein können, wollen und sollen, dabei hilft die Ehrlichkeit. Die Ehrlichkeit gegenüber anderen und anderer gegenüber uns. Die Ehrlichkeit gegenüber uns selbst und gegenüber dem, an das wir glauben. Sie betrifft alle Dimensionen des Menschseins, alle Beziehungen, die mit anderen und mit sich selbst. Abhängig von der Situation und damit immer aktuell. Ehrlichkeit ist eine unserer wichtigsten Tugenden, eine notwendige Tugend. Sie ist befreiend und befriedigend, fordernd und fördernd. Ehrlichkeit ist, gerade heute, eine absolut zeitlos zeitgemäße Tugend.“

Der Weg zu dieser Erkenntnis führt – laut Simon Biallowons und Thomas Schwartz – von der Lüge hin zur Wahrheit, zur Aufrichtigkeit und zur Wahrhaftigkeit. Und es ist ein langer Weg: Erst wenn man weiß, was diese Begriffe bedeuten und wie sie in der heutigen Zeit gedeutet werden sollen, müssen oder können, kann man zur Definition der Tugend Ehrlichkeit kommen.

„Ehrlichkeit – die zeitgemäße Tugend“ ist der Titel des Buches von Biallowons/Schwartz, das sich mit der Definition und dem Weg zur Ehrlichkeit beschäftigt. Am Anfang steht - das ist ein etwas überraschender Ansatz - die Lüge. Statistisch gesehen lügt jeder Mensch 200 Mal am Tag. Ist der Mensch also ein notorischer Lügner? Wo es doch schon in den zehn Geboten heißt: „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen“, was heute häufig mit „Du sollst nicht lügen“ universell gedeutet wird. Aber genauer gefragt: Ist denn Lüge gleich Lüge? Gibt es da nicht Unterschiede?

Neben der Lüge spielen in Bezug auf die Ehrlichkeit Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit eine Rolle. Mit Hilfe von Beispielen und Belegen aus der Literatur, der Philosophie, alltäglichen Situationen und aktuellem Zeitgeschehen schaffen es die Autoren, die Komplexität der zunächst so simpel erscheinenden Begriffe zu verdeutlichen und nachvollziehbar darzustellen.

Das Buch ist ehrlich. In manchen Punkten sogar erschreckend ehrlich. Es regt zum Nachdenken an. In welchen Situationen bin ich ehrlich oder eben nicht? Ist es manchmal nicht besser, nicht ehrlich zu sein? „Ehrlichkeit ist eine Tugend. Nichts Punktuelles, sondern ein Habitus. Das heißt, dass der Mensch sich immer und immer um sie bemühen muss und dass sich Ehrlichkeit nicht darin erschöpft, einmal die Wahrheit zu sagen.“ „Ehrlichkeit ist eine Tugend und als solche eine Haltung. Und nicht immer fällt es einfach, eine Haltung einzunehmen. Allerdings hat Haltung immer etwas mit mir selbst zu tun, und daher ist es leicht nachzuvollziehen, dass die Ich-Ehrlichkeit der Kern dieser Haltung ist. Sie ist die Art und Weise, wie wir unser Leben im Ganzen begreifen, unsere Persönlichkeit, der Sinn unseres Handelns und Denkens. Es ist die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber, die in verschiedensten Tugend- oder Selbsterkenntnisbüchern beschrieben wird und im Grunde durch das sokratische „Erkenne dich selbst“ vor Jahrtausenden auf den Punkt gebracht wurde. Sich selbst zu erkennen, bedeutet, einmal Nachforschungen über sich anzustellen.“

„Ehrlichkeit – die zeitgemäße Tugend“ von Simon Biallowons und Thomas Schwartz ist im Kösel-Verlag erschienen und kostet 17,99 €.








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