2015-04-16 10:52:00

Italien: Turiner Grabtuch ab Sonntag ausgestellt


Das Turiner Grabtuch wird ab Sonntag erstmals nach fünf Jahren wieder öffentlich ausgestellt. Bis zum 24. Juni können Pilger das Leinen, das von Katholiken als Darstellung des Antlitzes Jesu nach der Kreuzigung verehrt wird, im Dom der norditalienischen Stadt aufsuchen. Anlass ist der 200. Geburtstag des heiligen Johannes Bosco (1815-1888). Der Ordensgründer der Salesianer wirkte in Turin als Jugendseelsorger. Eröffnet wird die Ausstellung mit einem feierlichen Gottesdienst von Turins Erzbischof Cesare Nosiglia. Papst Franziskus reist am 21. Juni nach Turin, um vor dem Grabtuch zu beten.

Zur letzten Ausstellung des Turiner Grabtuchs kamen im April und Mai 2010 mehr als zwei Millionen Besucher. Seit 1898 wurde es bisher acht Mal für einen längeren Zeitraum öffentlich gezeigt. Für die bevorstehende Ausstellung haben sich bereits jetzt 800.000 Menschen angemeldet. Die Vorbestellung von Einlasskarten ist verpflichtend. Die entsprechende Webseite ist unter www.sindone.org aufrufbar.

Das Turiner Grabtuch ist 4,36 mal 1,10 Meter groß und zeigt den Doppel-Abdruck eines kräftig gebauten, 1,81 Meter großen Mannes mit Bart und langem Haar. Einig sind sich die Forscher, dass der „Mann des Grabtuchs" alle Merkmale der in der Bibel beschriebenen Kreuzigung aufweist. Über die Datierung wird jedoch nach wie vor gestritten. Die katholische Kirche erkennt das Grabtuch nicht offiziell als Reliquie an. Eigentümer des Leinens ist der Papst. Benedikt XVI. sprach bei seinem Besuch in Turin 2010 von einer „Ikone“ des Leidens Jesu.

Eine Datierung von Stoffpartikeln mit Hilfe der Radiokarbonmethode (C-14) hatte die Entstehung des Tuchs 1988 ins Mittelalter datiert. Andere Wissenschaftler hatten dem widersprochen und gesagt, die Reliquie stamme „fast sicher" aus der Zeit Jesu. Dass es 1988 auf eine mittelalterliche Entstehungszeit datiert worden sei, liege an verfälschendem Bakterien- und Pilzbefall späterer Jahrhunderte. Zudem wurden das Abbild einer Münze aus römischer Zeit auf dem Grabtuch und weitere Indizien als Beleg für eine Datierung in die Zeit Jesu gewertet. Offen ist dann aber immer noch, ob der „Mann des Grabtuchs“ tatsächlich Jesus ist.

(kna/rv 16.04.2015 gs)








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