2015-04-13 15:24:00

Ukraine/Russland: Zwischenfälle trotz orthodoxer Ostern


Während die politischen Führungen der Ukraine und Russlands in Konfrontation stehen, waren sie sich am Sonntag durch ihre Teilnahme an orthodoxen Osterzeremonien in ihren jeweiligen Hauptstädten zumindest in religiöser Hinsicht nahe. Eine Reihe von Zwischenfällen hat allerdings das orthodoxe Osterfest im Donbass überschattet, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) am Montag berichtete.

In der Moskauer Erlöserkathedrale leitete Patriarch Kyrill die Hauptliturgie und feierte die Ankunft des Heiligen Feuers, das aus Jerusalem eingeflogen wurde. Er betete für Frieden in der Ukraine. Das Heilige Feuer wird jedes Jahr in der Kirche des Heiligen Grabes in Jerusalem am Tag vor dem orthodoxen Osterfest entzündet. An der Feier nahmen Präsident Wladimir Putin und Ministerpräsident Dmitri Medwedew und seine Frau Svetlana teil. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko besuchte gleichzeitig in Kiew die Wolodymyr-Kathedrale, wo Patriarch Filaret die feierliche Osterliturgie leitete.

Im Donbass ging unterdessen ein besonders unruhiges Wochenende vorüber, an dem allerdings keine Todesopfer zu beklagen waren. Kämpfe zwischen Regierungstruppen und pro-russischen Rebellen beschränkten sich laut NZZ auf ein paar strategisch wichtige Punkte an der vor zwei Monaten in Minsk vereinbarten Waffenstillstandslinie. In der Nacht auf den orthodoxen Ostersonntag kam es in dem von den Ukrainern kontrollierten Dorf Schirokine zu einem Panzergefecht. In den frühen Morgenstunden des Sonntags wurde westlich des zerbombten internationalen Flughafens von Donezk das ukrainische Dorf Peski von den Separatisten angegriffen.

In der von pro-russischen Kämpfern kontrollierten Frontstadt Horliwka wurde am Ostersonntag ein Aufmarsch einer großen Zahl offenbar ortsunkundiger Uniformierter beobachtet. Laut ukrainischen Berichten sollen in der Stadt bereits bis zu 2.500 russische Soldaten stationiert sein. Auch sollen mindestens drei neue mobile Raketenwerfer über die russische Grenze auf das Separatistengebiet gefahren sein. Die Drohkulisse von Horliwka passt zu einer Kampfansage des Donezker Separatistenführers Aleksander Sachartschenko. Vor ein paar Tagen wiederholte dieser seine Drohung einer Rückeroberung des ukrainisch kontrollierten Nordens der Oblast Donbass für den Fall, dass eine Eingliederung mit friedlichen Mitteln nicht gelinge.

Druck auf Nichtorthodoxe der Krim

Ebenfalls wenig österlich stellt sich die Lage auf der vor einem Jahr von Russland unrechtmäßig annektierten ukrainischen Halbinsel Krim dar. Dort stehen die nicht-orthodoxen Kirchen und Religionsgemeinschaften unter Druck. Besonders evangelikale Gemeinden sind nach Angaben der „Internationalen Hilfsaktion Märtyrerkirche“ scharfen Restriktionen unterworfen, wie die deutsche protestantische Nachrichtenagentur „idea“ am Montag berichtete.

Den Evangelikalen werde vielfach unterstellt, als Spione für den Westen zu agieren. Nach der Aneignung der Krim hatte die dortige Rechtsbehörde angeordnet, dass sich alle Religionsgemeinschaften nach russischem Recht neu registrieren lassen müssen. Daraufhin gingen 150 Anträge ein. Doch nur zwei Zentralorganisationen - eine orthodoxe Diözese und das islamische „Muftiat“ - wurden nach Angaben des auf Osteuropa spezialisierten Informationsdienstes „Forum 18“ (Oslo) bisher anerkannt. Zwar könnten religiöse Gemeinden auch ohne staatliche Registrierung Glaubensversammlungen abhalten, aber sie hätten keine Körperschaftsrechte.Sie dürften daher beispielsweise keine Mietverträge abschließen, Mitarbeiter anstellen oder Ausländer als Prediger einladen.

Das Moskauer Patriarchat der russisch-orthodoxen Kirche hat sich bisher erfolgreich dem Druck der Krim-Politiker widersetzt und unterlässt einen Anschluss der drei ukrainisch-orthodoxen Diözesen auf der Schwarzmeer-Halbinsel in die russische Hierarchie. Die Diözesen dürfen weiter der autonomen ukrainischen Landeskirche unter Leitung von Metropolit Onufri, der seine Sitz in Kiew hat, unterstehen.

(kap 13.04.2015 mg)








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