2015-04-13 12:48:00

Papstpredigt: Kirche soll frei heraus sprechen


Mut zur Direktheit wünscht sich Papst Franziskus für die Kirche heute. In seiner Morgenpredigt am Tag nach der Messe mit den Armeniern, bei der er deren Verfolgung durch das Osmanische Reich 1915 unumwunden als „Völkermord" bezeichnete, ging Franziskus von den Worten der Apostel nach Jesu Auferstehung aus: „Wir können nicht schweigen über das, was wir gehört und gesehen haben“, bekennen Petrus und Johannes in der Apostelgeschichte. „Auch heute ist die Botschaft der Kirche die Botschaft ... der Direktheit, des christlichen Mutes", unterstrich der Papst. „Wie die Bibel erzählt, haben diese beiden einfachen Männer ohne Bildung diesen Mut gehabt. Man kann das Mut, Direktheit, Redefreiheit nennen – keine Angst haben, die Dinge beim Namen zu nennen. Im Original hat das Wort viele Bedeutungen: Parrhesia, Freimut… Von der Angst sind die Jünger zum Freimut übergegangen und dazu, alles zu sagen.“

Petrus und Johannes waren von den Hohenpriestern eingeschüchtert worden und sollten Jesu Botschaft nicht weitergeben – doch die beiden widersetzten sich und ermutigten auch ihre Brüder dazu, Jesu Auftrag in die Tat umzusetzen. So konnte die Kirche Christi zur missionarischen Kirche werden. Und die Apostel waren auch dazu bereit, ihr eigenes Leben zu opfern und als Märtyrern zu sterben. Die Kraft gab ihnen der Heilige Geist, so Papst Franziskus: „Der Weg des christlichen Mutes ist eine Gnade des Heiligen Geistes. Es gibt viele Wege, die wir nehmen können und die uns einen gewissen Mut geben. Und dann heißt es: ,Schau, wie mutig der ist und welche Entscheidung er getroffen hat. Schau, wie gut er die Dinge organisiert hat, wie tüchtig er ist!‘ Das hilft, doch eigentlich ist es Werk eines Größeren: des Geistes. Wenn nicht der Geist da ist, können wir viele Dinge tun und viel arbeiten, aber es nützt nichts.“

Diesen Zusammenhang habe so mancher schon zur Zeit Jesu nicht verstanden, führte der Papst aus und ging auf das Gespräch Jesu mit Nikodemus ein, von dem das Tagesevangelium erzählt. Nikodemus hatte gegenüber Jesu Rede von der Wiedergeburt aus dem Geist Skepsis gezeigt. Die christliche Botschaft sei ein Auftrag des Heiligen Geistes und charakterisiere sich durch Freimut, fuhr der Papst fort. Und er präzisierte: „Dieser Mut der Verkündigung unterscheidet uns vom einfachen Proselytismus. Wie Jesus Christus sagt, machen wir keine ,Werbung‘, um mehr ,Mitglieder‘ in unserer ,spirituellen Gemeinschaft‘ zu haben. So etwas nützt nichts und ist nicht christlich. Was der Christ tut, ist, mit Mut zu verkünden! Und die Verkündigung Jesu Christi durch den Heiligen Geist löst dieses Staunen aus, das uns weitergehen lässt.“

Das Apostelwort „Wir können nicht schweigen über das, was wir gehört und gesehen haben“ (Apg 4,20) ist ein Zitat, das Franziskus keiner der Tageslesungen entommen hatte. In der Schriftstelle wollen die Hohepriester die beiden Jünger Petrus und Johannes mundtot machen und verbieten ihnen, im Namen Jesu aufzutreten, was die entsprechende Antwort der Apostel hervorruft.

(rv 13.04.2015 pr)








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