2015-04-13 12:44:00

Exorzismus: Der Teufel als Hauptfach


An einer katholischen Hochschule in Rom startet an diesem Montag wieder ein sechstägiger Exorzismus-Kurs. Die „Università Europea di Roma“ der Legionäre Christi bietet die Fortbildung schon zum zehnten Mal an. Ziel ist es, Exorzismus aus theologischer und wissenschaftlicher Perspektive zu beleuchten und damit Okkultismus, Esoterik und Satanismus vorzubeugen. Der Exorzist Bruder Benigno Palilla ist Teilnehmer der Kurse. Auch wenn der Papst das Wort „Teufel“ öfters in den Mund nimmt, ist der Teufel in der Kirche selbst generell selten ein Thema, sagt Palilla: zu selten.

„Der Grund dafür sind auch wir Priester und Ordensleute, weil wir nicht von dieser Realität sprechen, zumindest soweit das die Liturgie zulässt. Der Teufel existiert aber, das sagt der Katechismus der katholischen Kirche, der während des Pontifikats von Johannes Paul II. veröffentlicht wurde. Wie auch im Vater unser: ‚Erlöse uns von dem Bösen‘,  malum auf Lateinisch - bösartig. Der  Katechismus sagt, dass es eine Person ist, die Jesus verführte. Die gefährlichste Waffe des Dämonen ist nicht die Besessenheit, sondern die Versuchung der Sünde. Mit der Sünde besitzt uns der Teufel, und wir kommen in seine Gewalt.“

Jede Diözese der Weltkirche muss – so lautet eine kirchliche Vorgabe – zumindest einen Exorzisten haben. Einige Bistümer bieten eine Art Erstaufnahmezentrum an für Menschen, die sich vom Teufel besessen glauben. Papst Franziskus schickte vergangenen September eine Botschaft an eine Tagung italienischer Exorzisten. Darin drückt er seine „Wertschätzung für den kirchlichen Dienst“ jener aus, die mit dem Amt des Exorzismus betraut sind. Für Palilla ist Exorzismus als Teil der Liturgie zu verstehen, als ein öffentliches Gebet der Kirche. Das Befreiungsgebet hingegen sei ein privates, spontanes Gebet.

„Der Exorzismus in anrufender Form – nicht in einer imperativen Form – kann auch als eine Art Diagnoseinstrument genützt werden. Das heißt, dass bestimmte Elemente einer dämonischen Besessenheit, vor allem bei einem Exorzismus, sichtbar werden. Das sind vor allem Abneigungen gegen die Heiligkeit der Person.“

Eine Überarbeitung des alten Rituals für den Großen Exorzismus, die 1999 unter Papst Johannes Paul II. veröffentlicht wurde, sieht vor, dass Exorzismus nur noch da angewendet werden soll, wo echte Besessenheit, nicht Geisteskrankheit, diagnostiziert ist. Die Kirche unterscheidet das heute, es werden häufig Psychologen und Psychoanalytiker als Berater der Exorzisten herangezogen.

Bei dem sechstägigen Seminar in Rom versammeln sich Priester, Laien, Ärzte, Psychologen, Pastoralmitarbeiter und Lehrer, um über dieses Phänomen zu diskutieren und auch um zwischen einer Geisteskrankheit und dem „Besessen sein“ genauer zu unterscheiden. Anwesend bei diesem Seminar sind der Großpönitentiar der Kirche, Kardinal Mauro Piacenza, sowie der italienische Erzbischof von Ferrara Luigi Negri. Vortragende sind Experten wie Professoren, Kirchenrechtler der Rota Romana und Psychologen.

(rv 13.04.2015 no)








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