2015-04-05 15:13:00

Erzbischof Gänswein: Aus meinem Leben


Der deutsche Vatikan-Erzbischof Georg Gänswein hat sich nach eigenen Worten erst einen „große Hut" besorgt, um seinen Verpflichtungen gegenüber Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI. gerecht zu werden. Es habe schon einige Zeit gebraucht, um die Organisation so zu gestalten, „dass ich nicht unter eine Lawine gerate." Das sagte der 58-jährige Erzbischof in einem am Ostersonntag im Bayerischen Fernsehen ausgestrahlten Interview mit dem Bayerischen Fernsehen.

Gänswein ist Präfekt des Päpstlichen Hauses und zugleich Privatsekretär des emeritierten Papstes. Der aus dem Schwarzwald stammende Sohn eines Schmids erzählte im Interview außerdem, er habe ursprünglich Volks- oder Betriebswirtschaft studieren wollen. Die Börse habe ihn als „Herz, Hirn und Seele des Lebens" fasziniert. Doch noch vor dem Abitur hätten ihn Fragen nicht mehr losgelassen wie, wofür es sich zu leben lohne und ob es Ziele oder Inhalte gebe, die nicht langweilig würden. Letztlich aber sei es eine Kette von Erfahrungen gewesen, die ihn zum Theologiestudium gebracht hätten.

Weiter verriet der Geistliche, er habe frühzeitig von Benedikt XVI. erfahren, dass dieser zurücktreten wolle. „Das kann nicht sein, das darf nicht sein, da muss ich was dagegen sagen", sei daraufhin seine Empfindung gewesen. Doch seine Argumente hätten nichts genützt. Mit diesem Wissen sei er auch am 6. Januar 2013 vom Papst zum Bischof geweiht worden. Dabei habe er sich gefühlt, wie wenn er auf einem Berg stünde und sich zugleich in einem Loch befinde.

Als seine Lebensmotti bezeichnete der Erzbischof „Trau schau wem" und „Tue recht und scheue niemand". Diese beiden Methoden versuche er anzuwenden. Ohne ins Detail zu gehen, berichtete er, dass es in seinem Leben zwei Entscheidungen gegeben habe, die er bereue, die aber nicht mehr rückgängig zu machen seien. Auch gebe es Erfahrungen, die ihm schwergefallen seien, die er aber nicht ausradieren wollte. Sie hätten in seinem Leben Spuren hinterlassen, gehörten aber eben dazu. Grundsätzlich gelte für ihn, den Geboten Gottes zu folgen, vor allem Gott und den Nächsten zu lieben wie sich selbst. „Das versuche ich zu leben mit allen Schwierigkeiten."

Im dem Gespräch verriet Gänswein überdies, er spiele gerne Tennis. Doch in den vergangenen eineinhalb Jahren sei er nicht mehr dazu gekommen. Weil es ihm aber gut tue, wolle er versuchen, diese sportliche Betätigung künftig wieder in sein Zeitmanagement zu integrieren. Völlig aufgegeben habe er dagegen das Musizieren. „Diese Kröte musste ich schlucken." In seiner Jugend habe er noch in einer Trachtenkapelle Klarinette gespielt, sei aber später einfach nicht mehr dazu gekommen.

Musik jedoch ist dem Erzbischof weiter wichtig, weil sie eine Realität sei, die Grenzen überschreite und eine innere Säuberung darstelle. Als Lieblingskomponisten nannte er Mozart, Bruckner und Brahms. Er höre gern Musik auf CD und gehe auch in Konzerte. Außerdem sei er ein Freund der Salzburger Festspiele und versuche dort jährlich im August mit Freunden für ein paar Tage zu sein. „Musik ist für mich eine kleine Medizin", so Gänswein. Sie sei homöopathisch, könne also ohne Gefahren eingenommen werden – „und dieser Medizin will ich treubleiben".

(kna 05.04.2015 gs)








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