2015-04-03 00:00:00

Papst: „Jesus wäscht den ganzen Leib“


Papst Franziskus hat an diesem Gründonnerstag gemeinsam mit Häftlinge aus der Haftanstalt Rebibbia im Nordosten Roms die Abendmahlsmesse gefeiert. Rund 300 weibliche und männliche Häftlinge nahmen in der Kapelle der Haftanstalt an der Messe „In Coena Domini“ teil. Unter ihnen waren auch 15 Mütter mit ihren Kindern.

In seiner Predigt erinnerte Papst Franziskus an die unendliche Liebe Jesu, die ohne Grenzen sei und bis zu seinem Ende ging. „Die Liebe Christi für uns hat keine Grenzen, immer mehr und immer mehr. Er wird nicht müde, zu lieben,“ betonte Franziskus. Jesu Liebe sei so stark, dass er für jeden sein Leben hingegeben habe. „Er opfert für jeden Einzelnen von uns sein Leben auf. Nicht nur für mich, sondern für alle – für dich, für mich, für euch alle,“ so der Papst. Der Ritus der Fußwaschung war zur Zeit Jesu durchaus üblich, berichtet Franziskus. Schließlich hätte es damals keine Pflastersteine gegeben und somit seien die Füße voller Staub gewesen. Doch nicht der Hausherr wusch den Gästen die Füße, sondern die Sklaven. Die Jünger Jesus hätten das nicht verstanden, erklärt Papst Franziskus. Wenn Jesus als Sklave die Füße wüsche, dann würde er den gesamten Leib waschen und nicht nur die Füße. „Auch ich habe es nötig vom Herrn gewaschen zu werden und ich bitte den Herrn während dieser Messe darum, weil ich sein Sklave bin, so wie es Jesus war“, sagte der Papst.

Nach seiner Predigt fand die traditionelle Fußwaschung statt. Der Papst wusch zwölf Häftlingen, sechs Frauen und sechs Männern, persönlich die Füße, so wie es auch Jesus nach biblischer Überlieferung tat. Die Menschen waren von unterschiedlichen Nationalitäten: Nigeria, Italien, Brasilien und Ecuador. Zudem wusch er dem Kind einer weiblichen Strafgefangenen die Füße. In seiner Predigt akzentuierte der Papst, dass diese zwölf nur stellvertretend für alle Menschen stehen würden und das alle gemeint seien. Während Franziskus die Füße der zwölf Menschen wusch und küsste, sang ein Chor von der Bedeutung der Fußwaschung von Jesus. Die Fußwaschung war der bewegende Höhepunkt dieser Messe, einige der Häftlinge weinten während der Messe.

Noch vor der Messe haben die Häftlinge und Angehörige dem Papst vor der Kapelle begrüßt und Geschenke überreicht. Sie überreichten ihm ein Buch über den Kreuzweg, ein Kreuz mit einem Gebet und ein Trikot, dessen Design an Gefängnisgitter erinnern soll. Installierte Videoleinwände in dem Gefängniskomplex am römischen Stadtrand machten es auch für die anderen Häftlinge der Haftanstalt möglich die Messe zu verfolgen. Der viereckige Komplex beinhaltet drei Männer- und ein Frauengefängnis. In Rebibbia saß auch Ali Agca ein, der 1981 auf dem Petersplatz ein Attentat auf Johannes Paul II. verübte. Sobald der derweil Heilige Papst genesen war, besuchte er den Türken im Gefängnis und verzieh ihm.

Die Abendmesse zum Gedächtnis an das Letzte Abendmahl Jesu bildet den Auftakt zur österlichen Dreitagefeier, dem Höhepunkt des Kirchenjahres. Das zentrale Motiv dieses Gottesdienstes und Fundament des ganzen österlichen Geschehens ist die dienende, sich hingebende Liebe Jesu, die in der Einsetzung der Eucharistie und in der Fußwaschung zeichenhaft zum Ausdruck kommt. Beim Gloria der Abendmahlsmesse läuten die Glocken, dann schweigen sie bis zur Osternacht.

(rv 02.04.2015 pdy)








All the contents on this site are copyrighted ©.