Der frühere Piusbruder Richard Williamson hat sich durch eine illegale Bischofsweihe
automatisch die Exkommunikation zugezogen. Der 75-Jährige, der in Deutschland als
Holocaust-Leugner bekannt ist, weihte nach Angaben von traditionalistischen Internet-Blogs
am Donnerstag einen Franzosen zum Bischof. Die nach katholischem Kirchenrecht unerlaubte,
aber trotzdem gültige Weihe fand nach diesen Angaben in einem Benediktinerkloster
im brasilianischen Bundesstaat Rio de Janeiro statt.
Die traditionalistische Priesterbruderschaft Pius X. verurteilte die Weihe. In
einer am späten Donnerstagabend in der Schweiz veröffentlichten Erklärung betont
sie, dass sowohl Williamson (seit 2012) als auch der von ihm geweihte Franzose (seit
2014) nicht mehr Mitglieder der Bruderschaft seien - und zwar „wegen ihrer massiven
Kritik an jeglicher Beziehung mit den römischen Autoritäten“. Die vom Vatikan nicht
anerkannten Piusbrüder bedauern, „dass dieser Geist des Widerstandes schlussendlich
zu dieser Bischofsweihe führte“. Alle Erklärungen von Williamson und dem von ihm geweihten
Bischof bewiesen „zur Genüge, dass sie, außer auf rein rhetorischer Ebene, die römischen
Autoritäten nicht mehr anerkennen“.
Wer ohne Genehmigung des Papstes eine Bischofsweihe vornimmt, zieht sich nach katholischem
Kirchenrecht automatisch die Exkommunikation zu. 1988 hatten sich Erzbischof Marcel
Lefebvre und die vier von ihm geweihten Bischöfe, darunter Williamson und der derzeitige
Piusbrüder-Generalobere Bernhard Fellay, selbst exkommuniziert. Als Versöhnungsgeste
hob Papst Benedikt XVI. (2005-2013) die Tatstrafe 2009 auf, um mit den Piusbrüdern
über eine Rückkehr zur Kircheneinheit verhandeln zu können. Williamson sabotierte
damals aber die Einigungsbemühungen. Im Oktober 2012 wurde er wegen Illoyalität aus
der Bruderschaft ausgeschlossen.
In einem in Bayern geführten TV-Interview hatte Williamson im November 2008 zum
wiederholten Mal den Holocaust geleugnet. Nicht sechs Millionen, sondern lediglich
300.000 Juden seien von den Nazis ermordet worden. Gaskammern habe es nicht gegeben.
Dieses Interview wurde im Januar 2009 ausgestrahlt, genau an dem Tag, als Benedikt
XVI. die Rücknahme der Exkommunikation für die vier Bischöfe der Bruderschaft verkünden
ließ. Internationale Proteste waren die Folge. Williamson lebt seitdem in England.
In Deutschland ist ein Urteil wegen Volksverhetzung gegen ihn rechtskräftig. In Argentinien
gilt ein Einreiseverbot für ihn.
(kna 20.03.2015 sk)
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