Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat sich für eine Normalisierung
der Beziehungen zwischen Weißrussland und der westlichen Welt ausgesprochen. Der Heilige
Stuhl wünsche sich eine Annäherung zwischen der weißrussischen Regierung und der Europäischen
Union und wolle einen solchen Prozess unterstützen, sagte Parolin am Wochenende in
der weißrussischen Hauptstadt Minsk. Nach Angaben der Weißrussischen Bischofskonferenz
rief er bei einer Pressekonferenz dazu auf, bestehende Probleme nicht durch Isolierung,
sondern durch Dialog und gegenseitige Hilfe zu lösen.
Als Kardinalstaatssekretär ist Parolin Chefdiplomat des Vatikans und nach dem Papst
die Nummer zwei in der Hierarchie. In Minsk sprach er mit Staatspräsident Aleksander
Lukaschenko und hohen Regierungsvertretern. Ministerpräsident Andrej Kobjakow warb
bei einer Unterredung am Freitag für einen baldigen Besuch von Papst Franziskus in
Weißrussland, wie die staatliche Nachrichtenagentur Belta meldete. Für die weißrussische
Regierung sei die „Freundschaft zum Vatikan“ von großer Bedeutung. Den Vatikan bezeichnete
Kobjakow demnach als einen „besonderen Partner im internationalen Geschäft“.
Wegen fortdauernder Menschenrechtsverletzungen haben die EU und die USA die Sanktionen
gegen Minsk in den vergangenen Jahren mehrfach ausgeweitet. Gegen mehr als 200 Mitglieder
der weißrussischen Führung erließen sie Einreiseverbote und Vermögenssperren. Trotzdem
trafen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande
im Februar in Minsk bei einem Gipfeltreffen zur Lösung der Ukraine-Konflikts mit Lukaschenko
zusammen.
Parolin weihte in Minsk den Grundstein für den Bau einer Nuntiatur. Seit Aufnahme
der diplomatischen Beziehungen im November 1992 verfügt die Vatikan-Vertretung lediglich
über bescheidene, provisorische Büroräume. Nach mehreren Umzügen mietet sie aktuell
Räume im dritten Stock eines dem Staat gehörenden Hauses. Parolin sprach auch mit
den katholischen Bischöfen Weißrusslands und dem orthodoxen Kiewer Metropoliten Pawel.
Etwa 1,5 Millionen der knapp 10 Millionen Einwohner Weißrusslands bekennen sich zur
katholischen Kirche. Nach der orthodoxen Kirche ist sie damit die zweitgrößte Konfession
in der früheren Sowjetrepublik.
(kna 15.03.2015 sk)
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