2015-03-13 16:03:00

Kurienkardinal Koch: Hitler hasste Juden und Christen


Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch hat in einem Vortrag am Donnerstagnachmittag zum Thema der vor 50 Jahren verabschiedete Konzilserklärung „Nostra Aetate“ (1965) erklärt, dass Adolf Hitler die innere Verwandtschaft von Christen und Juden stärker erfasste als die Christen selbst. Damit habe er betont, dass dies die Christen mit tiefer Beschämung zur Kenntnis nehme müssten. Mit seiner gemeinsamen Ablehnung von Juden und Christen habe Hitler das wahre Wesen des Christentums als im Judentum wurzelnder Religion erkannt.

Die gemeinsame nationalsozialistische Anfeindung hätte nach den Worten Kochs bei den Christen viel mehr Mitgefühl wecken müssen, als tatsächlich wirksam geworden sei. Die Christen hätten allen Grund, ihre Mitverantwortung an der grenzenlosen Brutalität des Nationalsozialismus gegenüber den Juden und ihren mangelnden Widerstand dagegen zu bekennen. „Und wir Christen müssen ehrlich bedauern, dass erst das beispiellose Verbrechen der Schoah ein wirkliches Umdenken bewirken konnte“, so der frühere Baseler Bischof in Köln.

Die Tagebücher von NS- Propagandaminister Joseph Goebbels würden es deutlich zeigen, dass Hitler neben den Juden auch das Christenum als „Abzweigung der jüdischen Rasse“ gehasst habe. Er begründete so, dass die Schoah nicht dem Christentum sondern von einer gottlosen und neuheidnischen Ideologie geleitet wurde. Der Widerstand der Christen sei jedoch deswegen so schwach gewesen, da eein über Jahrhunderte hin wirksamer christlich-theologischer Antijudaismus eine weit verbreitete Antipathie gegen Juden begünstigt habe.

Der Dogmatiker Kurt Koch ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. In diesem Jahr begehen Christen und Juden das 50-Jahr-Jubiläum des Konzilsdokumentes „Nostra Aetate“. Das Dokument ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil „unabdingbarer Bezugspunkt“ im Verhältnis zwischen Christen und Juden, saget Papst Franziskus selbst. In dem Konzilsdokument erklärte die katholische Kirche dem kirchlichen Antijudaismus eine Absage. Die am 28. Oktober 1965 beschlossene Erklärung wurde mit der breiten Mehrheit von 2.221 Ja-Stimmen gegen 88 Nein-Stimmen und zwei Vorbehalten angenommen.

(kna 13.03.2015 no)








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