2015-03-11 10:21:00

Nigeria: „Entführte Schülerinnen nicht vergessen!“


Gleiche Rechte für Frauen, angefangen bei der Schulbildung: Das ist nicht nur im Westen ein Thema, sondern auch eine der zentralen Herausforderungen für die Staaten Afrikas. Das sagt der nigerianische Priester Agbonkhianmeghe Orobator, er ist Provinzial der Jesuiten in Ostafrika und lehrt in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Orobator ist besonders aufgebracht über die Zustände in seiner Heimat Nigeria; den (christlichen) Staatspräsidenten Goodluck Jonathan hat er öffentlich zum Rücktritt aufgefordert, weil er nichts tue, um die über 200 entführten Schülerinnen aus Chibok wiederzufinden. Das öffentliche Interesse habe sich längst von den Geiseln der islamistischen Sekte Boko Haram ab- und anderen Themen zugewandt: „Das stimmt, und das ist traurig. Aber aus meiner Sicht ist das nicht so sehr ein Problem der Medien; es hat mehr mit der Regierung zu tun. Sie ist einfach zu anderen Themen übergegangen und hat die Mädchen vergessen. Das ist sehr, sehr verstörend.“

Pater Orobator weist darauf hin, dass sich die Entführung der Schülerinnen aus einem christlichen Internat in der Provinzstadt Chibok im April zum ersten Male jährt. „Wir dürfen diese Mädchen nicht vergessen! Sie zählen! Sie sind Teil der Menschheit, und was ihnen zustößt, sagt viel über den Zustand unserer Welt! Jede Stimme für sie zählt. Wir sollten nicht so tun, als wären sie weit weg und gingen uns eigentlich nichts mehr an. Wenn jeder Mensch wirklich Bild und Abbild Gottes ist, dann sollten wir uns als Kirche, als globale Community darum sorgen, was auch dem geringsten dieser Geschöpfe zustößt.“

Die Kirche sollte das Thema warmhalten, findet der Jesuit im Interview mit Radio Vatikan: „Machen Sie weiter Druck auf jeden Beteiligten! Die lokale Regierung, die Regierung des Bundesstaates und die nigerianische Regierung. Als Kirche sollten wir an dem Thema dranbleiben, darüber reden und schreiben. Diese Mädchen dürfen nicht einfach vergessen werden!“

Orobator äußerte sich in dem Gespräch bei einem Besuch in Rom auch zu der Frage, warum die Terrorgruppe Boko Haram offenbar für so viele junge Nigerianer attraktiv ist. An der Religion liege das jedenfalls nicht: „Aus meiner Sicht kann man bei den Gründen für diesen Konflikt nur sehr wenig der Religion anlasten. Hier geht es eher um Kriminalität! Der eigentliche Hintergrund ist, dass der Nordosten von Nigeria in Armut und Isolation lebt; da wird sehr wenig in Schulen und Arbeitsplätze investiert, und das führt zu der Anspannung. Religion ist nur ein Deckmantel; die eigentlichen Gründe sind wirtschaftlich, politisch und sozial.“

(rv 11.03.2015 sk)








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