2015-02-27 11:42:00

Nicaragua: Kampf gegen Machismo


Die Initiative heißt „Fundacion entre Mujeres“, zu Deutsch: Frauen-Stiftung. Sie kämpft für mehr Selbstbestimmung von Frauen in Nicaragua und bietet im ländlichen Norden des Landes Kurse für die Alphabetisierung, Schul- und Ausbildung von Frauen. Zu den Zielen gehört es auch, dass Frauen selbst Land besitzen und bestellen können. Die Katholische Frauenbewegung Österreich weist zum Familienfasttag 2015 auf die NGO in Nicaragua hin.

Maria Isabell Zamora Munoz ist eine der Gründerinnen der Bewegung, die FEM abgekürzt wird. „Ich habe über FEM Lesen und Schreiben gelernt, die Matura gemacht und bin selbst Kaffeeproduzentin geworden. Für mich, aber auch für meine Töchter hat sich dadurch eine ganz neue Welt eröffnet, und ich habe gelernt, mich selbst zu achten.“ Als ihre Aufgabe sieht sie es nun an, auch andere Frauen zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen.

Der in Nicaragua weit verbreitete Machismo sei einer der Hauptgründe, dass sich vor 20 Jahren zwölf Frauen zur „Fundacion entre Mujeres“ zusammenschlossen, berichtete Zamora. Schätzungen zufolge ist jede zweite Frau Opfer häuslicher Gewalt, wobei die wenigsten Fälle angezeigt und von den Behörden ernsthaft weiterverfolgt werden. Auch Vergewaltigungen und Frauenmorde gehören zu Nicaraguas Alltag. Politisch hat sich FEM, die außer von der KFB auch von der Dreikönigsaktion unterstützt wird, von Beginn an durch Demonstrationen, Protestmärsche und Bewusstseinsarbeit für mehr Gleichheit der Geschlechter eingesetzt.

In den ländlich geprägten Regionen hat die fehlende Gleichberechtigung jedoch eine ganz konkrete Ursache, so die Analyse der Kaffeeproduzentin: „Frauen haben keinen Grundbesitz.“ Stets seien Frauen bloß Arbeitskräfte gewesen - zunächst auf den Haciendas, nach der „Sandinistischen Revolution“ in den staatlichen Kooperativen, nach deren Schließung auf den Plantagen ihrer Ehemänner, zumal nur diese bei der Grundaufteilung berücksichtigt wurden. „Wir wurden stets wie Besitztümer, wie Gegenstände behandelt. Denn ohne Landbesitz oder Wissen über entscheidende Produktionsschritte hatten wir auch keine Rechte und Entscheidungsfähigkeit.“

Über die von FEM gebotenen Alphabetisierungs- und Schulkurse für die Frauen, die Unterweisungen über ihre Rechte sowie auch landwirtschaftliche Schulungen soll erreicht werden, dass Frauen auch selbst ins Geschäft kommen und wirtschaftlich unabhängig werden. Dazu wurden zunächst Parzellen angemietet und später gekauft, die die Frauen dann gemeinsam bewirtschafteten - etwa mit Kaffee, Mais, Bohnen, Hibiskus oder dem Nahrungsergänzungsmittel Chia, wobei man jeweils auf Biolandbau setzte. Derzeit wird der von der NGO erworbene Grund an die beteiligten Frauen als deren Eigentum übertragen.

Die Frauen ihres Dorfes seien dank des Empowerment-Programms selbstbewusster geworden und hätten sich der Skepsis der Männer widersetzt, erklärte Zamora. „Anfangs sagten sie uns: Ihr habt doch keine Kraft und könnt nicht in der Sonne arbeiten. Wir haben bewiesen, dass wir es doch können. Heute unterstützt mich mein Mann - auch weil er sieht, dass ich zum Familieneinkommen beitrage.“

Trotz der enorm positiven Veränderungen bei den Teilnehmerinnen bleibt FEM in Nicaragua eine Ausnahmeerscheinung, denn vieles muss sich im Staat nach Ansicht von Zamora noch verändern. „In der Politik wird viel von Gleichheit der Geschlechter gesprochen, und die Regierung achtet auf den Frauenanteil in ihren Sitzungen. Was aber weiterhin fehlt, ist die Geschlechtergerechtigkeit - dass Frauen und Männer gleichermaßen an der Gesellschaft teilhaben können, vor dem Gesetz gleiche Aufgaben und Pflichten haben, auch was etwa die Kindererziehung betrifft.“

(kap 27.02.2015 sk)








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