2015-02-26 09:42:00

Amnesty International: 2014/2015 - Das Jahr der Dramen


Islamischer Staat, Boko Haram oder Al Shabaab. Schlagwörter, die Bilder in uns hervorrufen. Schlagwörter des Jahres 2014, leider auch 2015. In dem aktuellen Bericht von Amnesty International, der am Mittwoch veröffentlicht wurde, wird die internationale Gemeinschaft gewarnt, kritisiert und dazu aufgerufen, mehr zu tun. Der Generalsekretär der internationalen Menschenrechtsorganisation Salil Shetty fordert nun konkretes Handeln der Weltgemeinschaft:

„Wir wollen wirkliches Engagement und eine komplette Änderung der Vorgehensweise. Dieses Jahr geht vermutlich in die Geschichte ein als das Jahr des absoluten Versagens der Entwicklung und der Menschenrechte“.

Der „Amnesty Internation Report 2014/2015“ beschreibt die Menschenrechtssituationen in 160 Ländern und kommt zu dem Fazit, dass es ein katastrophales Jahr für Millionen von Menschen war. Die Konflikte reichen vom Gaza-Streifen über Nigeria, Zentralafrika, Syrien und Irak bis hin zur Ukraine. Diese Jahr begehen die Vereinten Nationen ihr 70jähriges Bestehen, doch zum Feiern ist wohl wenigen zu Mute.

Die eskalierenden bewaffneten Konflikte haben zur größten Flüchtlingskatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg geführt. Der Libanon habe über 715 Mal mehr syrische Flüchtlinge aufgenommen als die gesamte EU in den vergangenen drei Jahren. Antonio Marchese, Präsident von Amnesty International in Italien, wünscht sich einen geeigneten Schutz der Zivilbevölkerung als Hauptziel der internationalen Politik:

„Die Weltgemeinschaft kann nicht erwarten, dass sie einfach Mauern aufbaut und so ihre Grenzen verteidigt. Es ist ein humanitärer Notfall. Die reichen Länder können sich durchaus in einer wirtschaftlich schwierigen Lage befinden, aber dennoch bleiben sie die vermögenden Länder und müssen ihre Verantwortung wahrnehmen. Die meisten Menschen, die geflüchtet sind aus Syrien, befinden sich im Libanon, in Jordanien, in der Türkei, in manchen Fällen im Irak. Und nicht in Europa. Diese vermeintliche Invasion gibt es nicht.“

Laut dem Jahresbericht sind vier Millionen Flüchtlinge aus Syrien geflohen, 95 Prozent davon sind in Nachbarstaaten untergekommen. Mehr als 3.400 Menschen sind bei dem Versuch über das Mittelmeer nach Europa zu kommen ertrunken. In 131 Ländern wurden Menschen gefoltert, und im mindestens 18 Ländern wurden Kriegsverbrechen oder andere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht gedeckt. Amnesty warnt nun die Staaten davor, im Kampf gegen nicht-staatliche Gruppen selbst die Menschenrechte zu verletzen. Denn das könnte eventuell zu einem noch drastischeren Ergebnis des nächsten Berichtes führen.

(rv 26.02.2015 no)








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