2015-02-21 12:17:00

Irak: „Die Staatengemeinschaft könnte handeln, wenn sie wollte“


Mindestens 150 Menschen sind allein in der letzten Woche im Irak von den Terroristen des „Islamischen Staates“ ermordet worden. Diese Angaben stammen von der irakischen Regierung in Bagdad, die von einer neuen Welle der Gewaltakte im Land spricht. Die Zahl der Vertriebenen innerhalb des Irak beläuft sich auf zweieinhalb Millionen Menschen. Mit Blick auf die Länder, die vom islamistischen Extremismus heimgesucht werden, spricht mittlerweile sogar US-Präsident Barack Obama von „Genozid“. Der chaldäische Weihbischof von Bagdad, Shlemon Warduni, kann ihm da zustimmen; genau deshalb würde er sich mehr Einsatz der Weltgemeinschaft für sein Land wünschen.

„Die Staatengemeinschaft könnte handeln, wenn sie wollte. Wir haben geschrien und schreien weiter, bitte verkauft keine Waffen, denn womit führt man ohne Waffen Krieg? Mit Stücken? Mit Messern? Man bräuchte nicht einmal Bomben abzuwerfen, wenn man keine Waffen verkauft und stattdessen Gespräche führt. Natürlich ist es ein Genozid. Wie viele Menschen werden ermordet, auch von anderen muslimischen Nationen, in Libyen und anderswo.“

Der Weihbischof spricht ungeschönt über die Lage in seinem Land: „Das ist die Nacht der Welt“. Zugleich gebe es erschreckend viele ideelle und materielle Unterstützer des IS-Terrors. „Sie helfen ihnen oder haben ihnen jedenfalls all die Waffen verkauft, die sie haben. Und deshalb ist unsere Lage tragisch. Unsere Leute sollen das Land verlassen, so bald wie irgend möglich.“

Dabei lehne die erdrückende Mehrheit der Menschen im Irak die unmenschlichen Terrorakte des „Islamischen Staates“ ab, erklärte der Weihbischof.

„Wir hören sie sagen: Besser ein gemäßigter Islam, wir wollen keinen fanatischen Islam, der das Leben für alle schwer macht, nicht bloß für die Christen und die Angehörigen anderer Religionen, sondern auch für die Muslime selbst, denn auch aus ihre Reihen werden viele ermordet.“

Die chaldäische Kirche habe schon vor dem Krieg im Irak von 2003 vor dieser Auseinandersetzung gewarnt, erinnerte Warduni. Als Reaktion auf die Anschläge vom 11. September 2001 hatte seinerzeit US-Präsident George W. Bush beschlossen, einen Krieg gegen den Irak zu führen und den Diktator Saddam Hussein auszuschalten. Papst Johannes Paul II. hatte mit dem ganzen moralischen Gewicht seines Alters versucht, die USA von diesem Krieg abzuhalten. Doch auch die diplomatischen Bemühungen des Heiligen Stuhles scheiterten. Seit 2003 ist es nicht gelungen, den Irak aus der Abfolge blutiger Krisen zu lösen, die mit der Ausrufung des „Islamischen Staates“ 2014 und dem damit verbundenen Terror ihren vorläufigen Höhepunkt fand.

(rv 21.02.2015 gs)








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