2015-02-20 14:43:00

Papst: „Faste auch von Innen heraus“


Christen sind gerade in der Fastenzeit dazu aufgerufen, konsequent die Liebe zu Gott und zum Nächsten zu leben. Dazu rief der Papst in seiner Messe am Freitagmorgen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta auf. Es bringe nichts, der Kirche einen Scheck zu schicken und dennoch schlecht zu seinen Angestellten zu sein.

Franziskus predigte ausgehend von der Ersten Lesung aus Jesaja (Jes 58, 1-9a). Darin beschwere sich das Volk beim Herrn, weil er ihr Fasten nicht anerkenne. Doch Franziskus weist daraufhin, dass wir zwischen „formalen und realen“ Fasten unterscheiden müssen. Für Gott bedeutet wahres Fasten nicht  - auf Fleisch zu verzichten und weiterhin Kämpfe und Streite zu führen. Aus diesem Grund verurteile Jesus auch die Pharisäer, da sie ihren Glauben nach äußeren Dingen ausrichten. Das Fasten, dass Jesus stattdessen fordere, löse die Fesseln des Unrechts, befreie die Unterdrückten, kleide die Nackten und schaffe Gerechtigkeit. Das sei wahres Fasten, so der Papst. Es sei nicht nur äußeres Fasten, sondern ein Fasten, dass vom Herzen komme.

„In den Zehn Geboten steht das Gesetz Gott gegenüber und das Gesetz dem Nächsten gegenüber- und beide gehören zusammen. Ich kann nicht sagen: ‚Aber nein, ich folge den ersten drei Geboten und den anderen mehr oder weniger.’ Nein, wenn du die Gebote nicht befolgst, kannst du die anderen auch nicht befolgen. Wenn du sie befolgst, dann musst du alle Gebote befolgen. Vereint sind: Die Liebe Gottes und die Liebe zum Nächsten, sie sind eine Einheit und wenn du Buße machen willst, dann reale und nicht nur formale. Du musst sie vor Gott machen und auch mit deinem Bruder, mit deinem Nächsten,“ führt Franziskus aus.

Gläubige Menschen - auch wenn sie Sonntags zur Messe gehen und die Kommunion empfangen -  sollten sie sich diese Fragen stellen: Wie ist meine Beziehung zu meinen Mitarbeitern? Zahle ich ihnen einen fairen Lohn? Achte ich auf ihre Beiträge für die Pension? Achte ich auf ihre Gesundheit?’ An dieser Stelle zitierte Papst Franziskus den Apostel Jakobus: „Wenn der Glaube keine Werke nach sich zieht, ist dieser tot. Wofür sollte er dann von Nutzen sein?“

„Wie viele Männer und Frauen des Glaubens gibt es, die ihren Glauben leben. Aber leben sie auch die Zehn Gebote?“

Papst Franziskus kritisierte eine gewisse Scheinheiligkeit, eine Heuchelei. Gebote befolgen, Almosen geben, der Kirche einen Scheck geben. Das ergebe nur Sinn, wenn man auch einen Sinn der Gerechtigkeit lebe. Man könne nicht der Kirche etwas spenden auf den Schultern der Ungerechtigkeit, die man beispielsweise seinen Mitarbeitern antut. Das sei eine schwere Sünde, betonte er: „Gott zu benutzen, um die Ungerechtigkeit zu verdecken.“

Wie auch Prophet Jesaja im Namen des Herrn sagte, sei man kein guter Christ, wenn man nicht gerecht zu den Menschen sei. Der Weg der Fastenzeit ist es, intensiver zu Gott und zu seinem Nächsten zu gehen, nicht nur oberflächlich, sondern von ganzem Herzen.

Die Fastenzeit helfe uns an die anderen zu denken. Papst Franziskus nannte das Spital in Rom als Beispiel. Einige Menschen müssten nicht warten und bekämen sofort einen Termin, andere wiederum bekämen keine Sonderbehandlung. Papst Franziskus rät Menschen mit dieser Verantwortung zur Gewissenserforschung: „Was kann ich für die Kinder, für die Älteren machen, die keine Möglichkeit haben einen Arzt zu besuchen? Vielleicht müssen diese Menschen acht Stunden warten und dann bekommen sie wieder einen neuen Termin?“ Papst Franziskus bezieht sich hier auf einen aktuellen Fall in Italien. Ein krankes Baby wurde in einem Krankenhaus nicht behandelt und verstarb kurze Zeit darauf

In der Fastenzeit soll das Herz für alle Menschen geöffnet werden. Auch für diejenigen, die nicht alle zehn Gebot verfolgen. Denn wir seien nicht besser als sie. Wir hatten lediglich Glück, nicht zu fallen, da unser Weg von Gott beschützt wurde. „Er hat uns geholfen nicht zu fallen“, so der Papst. Er bezog sich hier offenbar auf einen weiteren aktuellen Fall der italienischen Chronik. Ein Gefängnisinsasse beging Selbstmord. In den italienischen Medien wurden vor allem die Kommentare der Menschen diskutiert, die das Leben des Insassen als ein weniger wertvolleres als ihr eigenes ansahen.

(rv 20.02.2015 pdy)








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