2015-02-16 11:51:00

Papst Franziskus bestürzt über Hinrichtung koptischer Christen


Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ hat 21 ägyptische Kopten getötet. Ein Video, das am Sonntag bekannt wurde, zeigt offenbar die Hinrichtung der ägyptischen Gastarbeiter, die sich in Libyen aufhielten, an einem dortigen Strand. Die 21 Kopten waren vor ein paar Wochen entführt worden. Terrorismusexperten gehen davon aus, dass das Video echt ist.

Papst Franziskus zeigte sich am Rand einer Audienz am Montag bestürzt über die Enthauptung der koptischen Christen. Er habe an diesem Morgen davon gelesen, sagte der Papst. „Sie sagten nur noch: Jesus, hilf mir! Man brachte sie alleine deshalb um, weil sie Christen waren… Das Blut unserer christlichen Brüder gibt ein lautes Zeugnis – egal, welcher Konfession sie angehören, es sind Christen! Und das Blut ist dasselbe; das Blut bekennt Christus.“ Die Christen sollten angesichts der neuen Martyrien enger zusammenrücken, so der Papst, denn „die Märtyrer gehören allen Christen“.

Die Kopten waren am 30. Dezember letzten Jahres und am 3. Januar in der von Islamisten kontrollierten Stadt Sirte entführt worden. Weiteren zehn Christen gelang die Flucht vor den Entführern, sie alarmierten die Angehörigen der Verschleppten. Am 12. Januar hatten die Entführer Fotos der Verschleppten veröffentlicht. Mindestens 13 der Opfer stammten aus der Stadt Samalut City im Bezirk Minya in Mittelägypten. Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi kündigte in einer Fernsehansprache eine Antwort auf die barbarischen Morde an. Die ägyptische Luftwaffe warf Bomben über Stellungen des „Islamischen Staats“ in Libyen ab. Sisi suchte den koptischen Patriarchen Tawadros auf, um ihm zu kondolieren; die al-Azhar-Universität in Kairo verurteilte die Tötungen als barbarische Akte. 

Bischof von Tripolis: Wir sind in einer zweideutigen Lage

Libyen, in dem in der Nach-Gaddafi-Ära bewaffnete Banden das Sagen haben, droht jetzt endgültig ins Chaos zu rutschen. „Ich muss hierbleiben! Wie könnte ich denn die Christen alleinlassen?“ Das sagt Bischof Giovanni Innocenzo Martinelli, Franziskaner, Bischofsvikar von Tripolis, als wir ihn am Montagmorgen ans Telefon bekommen. „Natürlich“ hätten die Christen im Land – es sind vor allem Gastarbeiter von außerhalb – „ein bisschen Angst“. „Hier ist eine Gruppe von Filipinos – wir sind hier Zeugen dessen, was Jesus uns lehrt, das ist alles.“ Ob er selbst Angst hat? „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Ohne den Glauben wären wir nicht hier.“

Die Dschihadisten seien schon in Tripolis, bestätigt Bischof Martinelli. „Aber wir können vor die Tür gehen. Natürlich kann uns auf einmal jemand festhalten und sagen: ‚Du bist gegen den Islam!’, und das war es dann. Wir sind in einer zweideutigen Lage. Das hat eigentlich mit dem Fehlen von Dialog zu tun: Wir haben so lange Zeit nicht miteinander gesprochen, diese Zeit müssten wir jetzt aufholen.“ Man müsste „mit allem nochmal von vorne anfangen“, das sagt der Bischofsvikar der liybischen Hauptstadt gleich dreimal.

Wir haben den Dialog vergessen

„Die internationale Gemeinschaft sollte in der Lage sein, mit diesen gespaltenen Land, das nicht mehr zu seiner inneren Einheit zurückfindet, ins Gespräch zu treten. Man sollte versuchen, Werkzeug der Einheit zu sein, vor allem der Einheit des Landes. Wir haben ans Öl gedacht, wir haben an unsere Interessen gedacht, und wir haben ein bisschen den menschlichen, ehrlichen Dialog zwischen den Parteien vergessen.“

Am Dialog „mit dem Land, und vor allem mit dem Islam“, habe es gefehlt, schiebt Bischof Martinelli noch nach. Ob man jetzt wieder zurückfinden könnte zu einer Situation des Friedens, fragen wir ihn. Seine Antwort: „Man muss es nur wollen – natürlich kann man das! Man muss einem Libyer sagen: ‚Hör mal, vielleicht haben wir einiges falsch gemacht – was kann man denn jetzt tun, um die Lage etwas zu verbessern?’ Dabei mithelfen, dass nachgedacht wird; nicht mit Gewalt, sondern mit Gespräch; ich glaube, das wäre etwas sehr Wichtiges.“

Nicht nur der Westen, auch die arabischen Länder könnten einiges tun für eine Rückkehr der Normalität in Libyen, findet Martinelli.

(rv 16.02.2015 sk)








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