2015-02-05 09:56:00

Papstbrief zum Schutz von Kindern vor Missbrauch


„Im (Weihe-) Amt ist absolut kein Platz für diejenigen, die Minderjährige missbrauchen.“ Das schreibt Papst Franziskus in einem Brief an Bischofskonferenzen, Orden und kirchliche Gemeinschaften, der an diesem Donnerstag im Vatikan veröffentlicht wurde. Hier finden Sie den vollen Text des Schreibens, das sich auf die vom Papst eingerichtete Kommission gegen Missbrauch bezieht, in einer Arbeitsübersetzung aus dem Italienischen.

„An die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen und die Oberen der Institute des geweihten Lebens sowie die Gemeinschaften apostolischen Lebens

Im März des letzten Jahres habe ich die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen, wie schon im Dezember 2013 angekündigt, eingerichtet. Das Ziel besteht darin, Vorschläge und Initiativen zu erarbeiten, um die Normen und Verfahrensweisen für den Schutz aller Minderjährigen und abhängigen Erwachsenen zu verbessern. Zu Mitgliedern habe ich sehr qualifizierte Persönlichkeiten berufen, die bekannt sind für ihr Engagement in diesem Bereich.

Im darauffolgenden Juli hat mir das Treffen mit einigen Menschen, die von Priestern sexuell missbraucht worden sind, die Gelegenheit gegeben, direkt und mit Betroffenheit die Intensität ihrer Leiden, aber auch die Stärke ihres Glaubens zu erfahren.  Das hat mich noch mehr in der Überzeugung bestärkt, dass weiter alles nur Mögliche getan werden muss, um in der Kirche die Plage sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen auszurotten und einen Weg der Versöhnung und Heilung zugunsten derer, die missbraucht worden sind, zu öffnen.

Aus diesen Gründen habe ich im vergangenen Dezember der Kommission einige weitere Mitglieder hinzugefügt, die die Ortskirchen der ganzen Welt repräsentieren. Und in ein paar Tagen werden alle Mitglieder sich in Rom zum ersten Mal treffen.

Schutz von Minderjährigen garantieren

Ich beurteile die Kommission in diesem Zusammenhang als ein neues, geeignetes und effizientes Werkzeug, um mir zu helfen, den Einsatz der ganzen Kirche – auf unterschiedlichen Ebenen: Bischofskonferenzen, Bistümer, Institute des geweihten Lebens und Gemeinschaften apostolischen Lebens usw. – zu beleben und voranzubringen, damit das Notwendige getan wird, um den Schutz von Minderjährigen und abhängigen Erwachsenen zu garantieren und Antworten zu geben, die gerecht und barmherzig sind.

Die Familien sollen wissen, dass die Kirche keine Kräfte schont, um ihre Kinder zu schützen, und dass sie das Recht haben, sich mit vollem Vertrauen an sie zu wenden, weil sie ein sicheres Haus ist. Es wird deshalb anderen Erwägungen, welcher Natur auch immer sie sein mögen, keine Priorität gegeben werden können – wie etwa dem Wunsch, den Skandal zu vermeiden. Denn im (Weihe-) Amt ist absolut kein Platz für diejenigen, die Minderjährige missbrauchen.

Es gilt außerdem besonders darauf zu achten, dass der Rundbrief der Glaubenskongregation vom 3. Mai 2011 vollkommen umgesetzt wird, um den Bischofskonferenzen dabei zu helfen, Richtlinien für den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Kleriker vorzubereiten. Es ist wichtig, dass die Bischofskonferenzen sich ausstatten mit einem Werkzeug für die periodische Revision der Normen, und für eine Überprüfung, dass sie umgesetzt werden.

Der Diözesanbischof und die Ordensoberen haben die Aufgabe, zu überprüfen, dass die Sicherheit der Minderjährigen und der abhängigen Erwachsenen in ihren Pfarreien und den anderen Einrichtungen der Kirche garantiert wird. Weil die Kirche die Pflicht hat, das Mitgefühl Jesu denen gegenüber, die sexuellen Missbrauch erlitten haben, und ihren Familien gegenüber auszudrücken, sind die Bistümer, die Institute des geweihten Lebens und die Gemeinschaften apostolischen Lebens aufgerufen, pastorale Hilfsprogramme zu entwickeln, die auf den Beitrag psychologischer und geistlicher Dienstleistungen zurückgreifen können. Die Hirten und die Verantwortlichen der geistlichen Gemeinschaften mögen bereit sein zur Begegnung mit den Opfern und ihren Angehörigen: Es geht hier um wertvolle Gelegenheiten zum Zuhören, und um die, die viel gelitten haben, um Vergebung zu bitten.

Großzügig und streng

Aus all diesen Gründen bitte ich um Ihre volle und aufmerksame Zusammenarbeit mit der Kommission für den Schutz von Minderjährigen. Zu der Arbeit, die ich ihnen anvertraut habe, gehört auch die Unterstützung für Sie und Ihre Gruppierungen durch den gegenseitigen Austausch über ‚bewährte Massnahmen’ und von Erziehungs-, Bildungs- und Lernprogrammen über die Antwort, die es auf (Fälle von) sexuellem Missbrauch zu geben gilt.

Möge der Herr Jesus jedem von uns Dienern der Kirche diese Liebe und Bevorzugung der Kleinen einflößen, die seine Anwesenheit unter den Menschen charakterisiert hat und die sich in einer besonderen Verantwortung für das Wohl der Minderjährigen und der abhängigen Erwachsenen ausdrückt. Die heilige Maria, Mutter der Zärtlichkeit und des Erbarmens, möge uns dabei helfen, großzügig und streng unsere Pflicht zu tun: demütig die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit zuzugeben, sie möglichst wiedergutzumachen und immer der Aufgabe treu zu bleiben, die zu beschützen, die Jesus bevorzugt.

Aus dem Vatikan, am 2. Februar 2015, dem Fest der Darstellung des Herrn –

Franziskus“

(rv 05.02.2015 sk)








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