2015-02-03 12:09:00

Boko Haram weitet Terror in Nigeria aus


Nigeria versinkt im Chaos. Die Terrorgruppe Boko Haram versucht, weitere Teile des Landes zu erobern. Bettina Tiburzy von Missio berichtet im Interview mit dem Domradio von Hunderttausenden von Menschen auf der Flucht und von einer macht- und tatenlosen Regierung. Die Terrorgruppe Boko Haram hat am Wochenende erneut versucht, die Millionenstadt Maiduguri im Nordosten des Landes einzunehmen – zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. „Die Menschen in Maiduguri sind verzweifelt und haben Todesangst“, erklärt Bettina Tiburzy vom Katholischen Hilfswerk Missio. „Viele schlafen auf der Straße, und alle rechnen damit, dass Boko Haram die Stadt bald einnimmt“. In Maiduguri hatten in den letzten Monaten viele Nigerianer Zuflucht gesucht, weil Boko Haram ihre Heimatorte überfallen hatte. Missio hat dort Kontakt zu einem Pfarrer, der das Hilfswerk über die aktuelle Situation informiert.

Armee und Regierung fehlt der Wille

Den Angriff der Terrorgruppe vom Wochenende hat die nigerianische Armee zwar zurückgeschlagen. Trotzdem kritisiert Tiburzy den fehlenden Willen von Armee und Regierung, der Lage Herr zu werden. Man müsse davon ausgehen, dass Teile der Armee mit Boko Haram sympathisierten und sich nicht wirklich zielgerichtet einsetzten, sagt die Missio-Mitarbeiterin. Tiburzy geht davon aus, dass Boko Haram Maiduguri noch vor den Wahlen in Nigeria am 14. Februar einnehmen will, um das politische System weiter zu destabilisieren. Schon jetzt könnten Christen in weiten Teilen des Landes ihren Glauben nicht mehr praktizieren. Der Terror gelte aber auch moderaten Muslimen.

Afrikanische Union will Truppen schicken

Die Afrikanische Union hat in den vergangenen Tagen bei ihrem Gipfeltreffen in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba beschlossen, einen Militäreinsatz mit mindestens 7.500 Soldaten aus mehreren Ländern gegen die Terrorgruppe zu starten. Dieser muss aber noch vom UNO-Sicherheitsrat gebilligt werden. Die katholische Bischofskonferenz Nigerias fordert internationale Hilfe im Kampf gegen Boko Haram. Die Regierung bekomme die Gewalt allein nicht in den Griff, so der Konferenz-Vorsitzende, Erzbischof Ignatius Kaigama, gegenüber Radio Vatikan. Zugleich erteilte er Gesprächen mit den islamistischen Terroristen eine Absage. Ein Dialog mit Leuten, die im Namen Gottes töteten und zerstörten, sei unmöglich, so Kaigama.

Boko Haram: Gegen westliche Bildung

Die Terrorgruppe Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Ihr Name bedeutet „Westliche Bildung ist Sünde“. Schätzungen zufolge sind seit 2009 bei Anschlägen und Angriffen der Gruppe mehr als 13.000 Menschen ums Leben gekommen. Über eine Million Menschen sind vor den Kämpfen in andere Landesteile oder Nachbarländer geflohen. Boko Haram kontrolliert derzeit im Nordosten von Nigeria ein Areal von der Größe Belgiens.

(domradio 03.02.2015 mg)








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