2015-01-29 12:07:00

Papstpredigt: Gott rettet das Volk, nicht das elitäre Grüppchen


Papst Franziskus warnt vor einer „Privatisierung des Glaubens“. Bei der Morgenmesse in der Kapelle seiner Residenz Santa Marta wandte sich das Kirchenoberhaupt gegen einen Glauben, der sich in elitären Grüppchen einschließe und anderen keinen Zutritt gewähre. Jesus hat uns „den neuen und lebendigen Weg erschlossen“, heißt es in der Tageslesung, und zugleich gibt er – so der Papst in seiner Auslegung – den Gläubigen Kriterien an die Hand, „um nicht den falschen Modellen zu folgen“. Eines dieser falschen Modelle sei es, „das Heil zu privatisieren“.

„Es stimmt, Jesus hat uns alle gerettet, aber nicht pauschal. Alle, aber jeden mit Vor- und Nachnamen. Und das ist das persönliche Heil. Ich bin wirklich gerettet, der Herr hat mich angesehen und sein Leben für mich gegeben, er hat mir diesen neuen Weg geöffnet, und jeder von uns kann sagen: Für mich.“

Gleichzeitig rette Gott immer „in einem ganzen Volk“. Deshalb schreibe des Autor des Hebräerbriefes: „Lasst uns aufeinander achten“. Franziskus: „Es gibt kein Heil für mich allein. Wenn ich das Heil so verstehe, täusche ich mich, ich gehe fehl. Die Privatisierung des Heils ist ein falscher Weg.“

Franziskus nannte die drei Mittel gegen eine solche „Privatisierung des Heils“: Glaube, Hoffnung, Liebe.

„Wenn ich in einer Pfarrei oder einer Gemeinschaft bin, kann ich das Heil privatisieren und dort vorrangig wegen des Sozialen sein. Um es nicht zu privatisieren, muss ich mich selber fragen, ob ich den Glauben wirklich kommuniziere: teile ich die Hoffnung mit? Teile ich die Nächstenliebe mit? Wenn man in einer Gemeinschaft nicht spricht, wenn man sich nicht gegenseitig in diesen drei Tugenden bestärkt, dann haben die Angehörigen dieser Gemeinschaft den Glauben privatisiert. Jeder sucht das eigene Heil, nicht das Heil aller, das Heil des Volkes. Und Jesus hat uns gerettet: aber als Volk, als Kirche.“

Der Hebräerbrief gebe auch einen besonders wichtigen praktischen Tipp, fuhr Franziskus fort: „Lasst uns nicht unseren Zusammenkünften fernbleiben, wie es einigen zur Gewohnheit geworden ist“. Das geschehe dann, so der Papst, wenn wir in einer Pfarrei oder Gemeinschaft über die anderen urteilten: „wenn es eine Art Geringschätzung der anderen gibt. Und das ist nicht der neue lebendige Weg, den der Herr uns eröffnet hat.“

„Sie verachten die anderen; sie verlassen die Gemeinschaft, das Volk Gottes; sie haben das Heil privatisiert: das Heil ist für mich und mein Grüppchen, aber nicht für das ganze Volk Gottes. Und das ist ein ganz großer Fehler. Das ist es, was wir als „kirchliche Eliten“ ansehen und bezeichnen. Wenn sich im Volk Gottes solche Grüppchen bilden, dann denken sie, gute Christen zu sein, haben vielleicht sogar guten Willen, aber es sind Grüppchen, die das Heil privatisiert haben.“

(rv 28.01.2015 gs)








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