2015-01-17 10:12:00

Philippinen: „Papstreise ist auch gut fürs Geschäft“


Der Besuch des Papstes ist auch „gut fürs Geschäft“, ist im Banken- und Finanzviertel von Manila zu hören. Auf ihre Kosten kommen offenbar nicht nur die Kleinhändler, die an den Straßenecken Papstpuppen oder –T-Shirts feilbieten.

Der philippinische Aktienindex PSE ist am Mittwoch, kurz vor der Ankunft von Franziskus in Manila, auf ein Allzeithoch geklettert; das hat die Broker und Finanzhändler in der Stadt elektrisiert. Zieht der Papst der Armen die philippinische Börse nach oben? Nicht ganz. „Eine direkt ablesbare Wirkung wird dieser Besuch auf die Wirtschaft nicht haben“, urteilt der Broker Wilson Sy vom „Philequity Fund“, „aber endlich kommt das Land einmal aus den richtigen Gründen in die Welt-Schlagzeilen. Wenn die Welt sieht, dass die Visite erfolgreich und friedlich verläuft, dann ist das gut für uns. Das erinnert die Investoren daran, dass es uns gibt.“

Das Rekordhoch des Börsenindex bringen die Skeptiker weniger mit dem Papst als vielmehr mit den niedrigen Rohölpreisen in Verbindung. Trotzdem: „Die Philippinen haben jetzt die Chance, sich auf der internationalen Bühne als modern, stabil und sicher zu präsentieren“, räsonniert Innenminister Mar Roxas. „Das sind genau die Qualitäten, nach denen das große Geld in Singapur und Hongkong sucht. Diese Qualitäten sind wichtig für langfristige Investitionen – und das sind auch die, die dann bei uns gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen.“ Der Minister hat auch schon das nächste Großereignis von Manila im Blick: Im November treffen sich hier die Führer der Apec, also des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsraums; Apec plus Papst, das ist eine Gewinn-Formel. „Der Papst ist gut fürs Geschäft“, titelt bündig der „Philippine Daily Inquirer“.

Der Optimismus der Broker und Minister passt zu einem Bericht, den kürzlich die Weltbank veröffentlichte. Demnach ist die Arbeitslosigkeit auf den Philippinen auf ihren tiefsten Stand seit zehn Jahren gesunken, das Einkommen in den unteren Schichten der Bevölkerung steigt überdurchschnittlich, die Wirtschaft des Landes soll dieses Jahr um mehr als sechseinhalb Prozent wachsen. Vor allem in den Bereichen Bau, Tourismus und Handwerk sind in den letzten Monaten mehr als eine Million neuer Arbeitsplätze entstanden.

Sehr zufrieden mit dem Papstbesuch sind auch die kleinen und mittleren Unternehmen. Franziskus wecke „nur positive Assoziationen“, sein Glaubwürdigkeitsfaktor liegt „bei hundert Prozent“, schwärmt der Marketingstratege Gerald Bautista aus Manila. „Wenn man ein Produkt mit dem Papst in Verbindung bringt, denken die Kunden automatisch, das Produkt ist gut.“ Und darum zögern Unternehmen und Firmen – zum Ärger der Bischofskonferenz – nicht, große Papstplakate mit ihrem Logo zu verbreiten. Eine große Telefongesellschaft gehört zu den offiziellen Sponsoren der Visite: „Wir tun das aus ganz uneigennützigen Motiven“, beteuert ihr Sprecher. Doch im Hintergrund klingelt nicht nur das Telefon, sondern eben auch die Kasse.

Die Bischöfe haben dem Souvenirgeschäft absichtlich keine Grenzen gezogen: Das soll den landestypischen Straßenhändlern helfen, einmal ein bisschen Geld zu machen. Josie Rudavites, die vor der Quiapo-Kirche in Manila einen festen Andenkenstand betreibt, gibt an, die Leute stürzten sich nur so auf Papst-Kalender oder Taschen mit seinem Konterfei; um zehn Prozent seien ihre Einnahmen gestiegen. Allerdings ist nicht überall, wo der Papst drauf ist, auch etwas Gutes drin. Vor den kleinen weißen Franziskus-Puppen wird ausdrücklich gewarnt: wegen giftiger Inhaltsstoffe.

(rv 17.01.2014 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.