2015-01-17 06:27:00

Messe in Tacloban: „Ich weiß nicht, was ich euch sagen soll“


Yolanda war einer der stärksten Wirbelstürme der Geschichte. In Europa Haiyan genannt, brachte er im November 2013 Zerstörung auf die Philippinen, meterhohe Wellen und Sturmböen trafen zuerst die Insel Samar, dann weitere Teile der Inselgruppe im Süden des Landes, unter anderem auch Leyte. Deren Hauptstadt Tacloban war an diesem Samstag Station der Reise von Papst Franziskus. Immer wieder hatte er von Rom aus seine Solidarität und Nähe verkündet, nun wollte er auch selber kommen.

„Ich möchte euch etwas sagen, was mir sehr wichtig ist. Als ich in Rom von der Katastrophe erfuhr, musste ich einfach herkommen. Und in den Tagen habe ich entschieden, hierher zu kommen. Ich bin hier, um bei euch zu sein – etwas spät, mögt ihr mir vielleicht sagen, man hat mich im Stich gelassen denn ich habe so viel verloren, mein Haus, meinen Lebensunterhalt. Wenn ihr das sagt, stimmt das und ich respektiere diese Gefühle. Aber Jesus ist hier, ans Kreuz genagelt, und von dort aus lässt er uns nicht im Stich.“

Am 13. November 2013 hatte der Papst dazu aufgerufen, die Kräfte zu vereinen und den Brüdern und Schwestern auf den Philippinen zu helfen. Bei der Generalaudienz hatte er gesagt: „Das sind die wahren Kämpfe, die es zu kämpfen gilt! Für das Leben! Niemals für den Tod!“

Papst Franziskus sprach in seiner Predigt in Tacloban frei über die Lesung aus dem Hebräerbrief, über den Hohepriester, der mit der Schwachheit der Menschen mitfühlen kann. Jesus sei wie wir Menschen, er habe Mensch werden wollen, um den Menschen nahe zu sein.

„Jesus geht immer vor uns her, und immer wenn wir einer Erfahrung, einem Kreuz, begegnen, dann war er schon vor uns da. Und wenn wir uns heute selber hier einfinden, vierzehn Monate danach, vierzehn Monate nachdem der Taifun Yolanda zuschlug, dann tun wir das in der Sicherheit des Wissens, dass wir in unserem Glauben nicht nachlassen, weil Jesus schon vor uns hier gewesen ist. In seinem Leiden nahm er unseren Schmerz an. Deswegen kann er uns verstehen, wie wir in der ersten Lesung gehört haben.“

Es sei ein Herr, der in den schwierigsten Momentes des Lebens „mit uns weint und mit uns geht“.

„So viele von euch haben alles verloren. Ich weiß nicht, was ich euch sagen soll. Aber der Herr weiß, was er euch sagen will. So viele von euch haben Teile eurer Familien verloren. Alles, was ich tun kann, ist still zu sein und mit euch allen zu gehen mit meinem stillen Herzen. Viele von euch haben den Herrn gefragt: Warum, Herr? Und jedem von euch, in eurem Herzen, antwortet Christus mit seinem Herzen, vom Kreuz herab. Ich habe keine anderen Worte als diese.”

Franziskus lud dazu ein, sich an Maria zu wenden, unsere Mutter, und wie ein kleines Kind in Angst „Mammi“ zu sagen. „Es ist vielleicht das Einzige, was wir in schwierigen Zeiten sagen können: „Mammi“.“ Wir seien nicht alleine, auch nicht im Schmerz, beschloss der Papst seine Worte, „Wir haben auch viele Geschwister, die uns bei dieser großen Katastrophe zu Hilfe kamen. Auch wir fühlen uns wegen dieser Katastrophe mehr als Brüder und Schwestern, weil wir einander geholfen haben. Das ist es, was in meinem Herzen ist. Bitte vergebt mir, wenn ich keine anderen Worte habe, um mich selbst auszudrücken. Bitte wisst, dass Jesus uns nie im Stich lässt. Wisst, dass die Zärtlichkeit Marias uns nie im Stich lässt. Und uns an ihrem Mantel festhaltend und mit der Kraft, die von Jesu Liebe am Kreuz kommt, lasst uns voran gehen und gemeinsam gehen als Brüder und Schwestern im Herrn.“

Und wie er auch bei der Predigt frei gesprochen hatte, so hielt er auch das Abschlussgebet der Messe frei, fast wie eine Meditation über die Dankbarkeit:

„Gerade haben wir das Leiden, den Tod und die Auferstehung von Jesus Christus gefeiert. Jesus ging uns voran, er ging vor uns auf dem Weg. Und er begleitet uns jedes Mal, wenn wir gemeinsam beten und feiern. Danke, Herr, dass du heute bei uns bist. Danke, Herr, dass du unser Leid teilst. Danke, Herr, dass du uns diese Möglichkeit gegeben hast. Danke, Herr, für deine große Barmherzigkeit. Danke, Herr, dass du wie wir sein wolltest. Danke, Herr, weil du uns immer nahe bist, sogar am Kreuz. Danke, Herr, dass du uns Hoffnung gibst. Herr, bitte mach, dass diese Hoffnung uns niemals weggenommen werde. Danke, Herr, dass du in den dunkelsten Momenten deines Lebens, am Kreuz, an uns gedacht hast und uns eine Mutter, deine Mutter, hinterlassen hast. Danke, Herr, dass du uns nicht als Waisen zurück gelassen hast.“

 

(rv 17.01.2015 ord)








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