2015-01-16 10:00:00

Familientreffen: „Tragt euren Glauben in die Welt“


Die Familie ist eines der wichtigsten Themen Papst Franziskus, und deshalb lag ihm das Treffen mit Familien auf den Philippinen sehr am Herzen, wie er schon vor Beginn seiner Asienreise betont hatte. So war der Höhepunkt dieses Tages seiner Asienreise ein Gebetstreffen mit Familien in der Mall of Asia Arena an diesem Freitag. Verschiedene Familien erzählten von ihrer Geschichte, den Herausforderungen im Familienleben, aber auch von den schönen Zeiten in kurzen Zeugnissen des Glaubens. In seiner eigenen Ansprache wolle er innehalten und über drei Punkte nachdenken, so der Papst: Das Ruhen im Herrn, das Aufstehen und eine prophetische Stimme sein.

 

Ruhen im Herrn

„Ruhen im Herrn. Die Ruhe ist so notwendig für die Gesundheit unseres Geistes und unseres Leibes und oft so schwer zu erlangen wegen der vielen Anforderungen, die an uns gestellt werden. Aber Ruhe ist auch wesentlich für unsere spirituelle Gesundheit, damit wir Gottes Stimme hören und verstehen können, was er von uns verlangt.“ Papst Franziskus nannte das Beispiel Josefs, als Christen seien alle berufen, ein Heim – Ruhe – für Jesus zu bereiten. Dazu müsse man selber fähig sein, im Herrn zu ruhen. „Ihr müsst jeden Tag Zeit für das Gebet schaffen. Nun könnt ihr einwenden: Heiliger Vater, ich möchte beten, aber es ist so viel Arbeit zu erledigen! Ich muss mich um meine Kinder kümmern; ich habe Pflichten im Hause; ich bin sogar zu müde, um gut zu schlafen. Das mag wahr sein, aber wenn wir nicht beten, werden wir das Wichtigste von allem nicht erkennen: Gottes Willen für uns.“

Diese betende Ruhe sei besonders wichtig für die Familie, so der Papst. Die Familie sei auch der erste Ort, wo man beten lerne und zu gläubigen Menschen heran wüchse. „In der Familie lernen wir zu lieben, zu vergeben, großherzig und offen zu sein, nicht verschlossen und selbstsüchtig. Wir lernen, über unsere eigenen Bedürfnisse hinauszugehen, anderen zu begegnen und unser Leben mit ihnen zu teilen. Das ist der Grund, warum es so wichtig ist, als Familie zu beten! Das ist der Grund, warum die Familien so wichtig sind in Gottes Plan für die Kirche!“

 

„Der Glaube zieht uns tiefer in die Welt hinein“

Sein zweiter Punkt in der Ansprache ging von dieser Ruhe im Herrn aus. Das seien Momente, die man vielleicht gerne verlängern würde. Doch wenn „wir die Stimme Gottes vernommen haben, uns vom Schlummer erheben: wir müssen aufstehen und handeln. Der Glaube entfernt uns nicht von der Welt, sondern er zieht uns tiefer in sie hinein.“

Jeder Mensch habe seine ganz besondere Rolle bei der Vorbereitung der Ankunft von Gottes Reich in der Welt, so Papst Franziskus. „Heute liegt vielfältiger Druck auf dem Familienleben. Hier auf den Philippinen leiden noch unzählige Familien unter den Folgen der Naturkatastrophen. Die wirtschaftliche Situation hat dazu geführt, dass Familien aufgrund von Migration und Arbeitsplatzsuche getrennt sind, und viele Haushalte sind durch finanzielle Probleme belastet. Während allzu viele Menschen in schrecklicher Armut leben, sind andere gefangen in Materialismus und in Lebensstilen, die das Familienleben zerstören und gegen die grundlegendsten Ansprüche christlicher Moral verstoßen." 

 

 

Wider die „ideologische Kolonialisierung“ der Familie

Papst Franziskus warnte in diesem Zusammenhang vor einer „ideologischen Kolonialisierung“, die die Familie zerstöre. Es handle sich um Vorstellungen, die nicht aus dem Gebet und der Begegnung mit Gott entstünden, sondern „von außen“ kämen, „deshalb nenne ich sie Kolonialisierung“. Franziskus zählte solche Gefahren für die Familie auf: Relativismus, Kultur des Vorläufigen, Versuche, die Institution der Ehe neu zu definieren und mangelnde Offenheit für das Leben. So wie in bestimmten geschichtlichen Situationen die Völker „Nein“ zur Kolonialisierung gesagt hätten, so gelte es heute als Familie „weise und stark“ zu sein und „Nein“ zu jedem Versuch der ideologischen Kolonialisierung der Familie zu sagen. Gegen diese Gefahren und Herausforderungen brauche die Welt „gute und starke Familien“, fuhr Papst Franziskus fort. Die Zukunft der Menschheit gehe über die Familie, zitierte er Papst Johannes Paul II.

Drittens müssten Familien aber auch prophetische Stimmen sein. „Wenn Familien Kinder zur Welt bringen, sie im Glauben und in gesunden Werten erziehen und sie lehren, ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, werden sie zum Segen in unserer Welt. Gottes Liebe wird gegenwärtig und wirksam durch die Art, wie wir lieben, und durch die guten Werke, die wir vollbringen. Wir breiten Christi Königreich in dieser Welt aus. Und indem wir das tun, erweisen wir uns als treu gegenüber der prophetischen Sendung, die wir in der Taufe erhalten haben.“

 

„Versteckt Jesus nicht!“

Eine ganz besondere Aufmerksamkeit wünsche er sich während des „Jahres der Armen“, das die Bischöfe der Philippinen ausgerufen haben. Er wünsche sich „missionarische Jünger Jesu“. „Das bedeutet bereit zu sein, aus euren Häusern herauszugehen und für unsere Brüder und Schwestern zu sorgen, die am meisten in Not sind. Ich bitte euch speziell, euch derer anzunehmen, die keine eigene Familie haben, besonders der älteren Menschen und der elternlosen Kinder. Versteckt euren Glauben nicht, versteckt Jesus nicht, sondern tragt ihn in die Welt!“

Familie träumen, von der Familie träumen, nicht als zurechtgewünschte Illusion, sondern als Wirklichkeit: das empfahl der Papst den versammelten Familien in einer Abweichung von seinem Redetext. Franziskus bat um die Erlaubnis, auf Spanisch zu sprechen, das auf den Philippinen wegen der kolonialen Vergangenheit immer noch einigermaßen gut verstanden wird; ein Priester übersetzte ins Englische. „Eine Familie ohne Träumen ist nicht denkbar“, sagte Franziskus. Wenn in einer Familie die Fähigkeit zu träumen verloren gehe, „wachsen die Kinder nicht, die Liebe wächst nicht, das Leben wir schal“. Er riet den Gläubigen, jeden Abend bei der Gewissenserforschung sich auch Frage zu stellen wie: „Habe ich heute von der Zukunft meiner Kinder geträumt? Habe ich von der Liebe meines Mannes oder meines Frau geträumt, von meinen Eltern? Verliert nicht die Fähigkeit zu träumen!“ 

(rv 16.01.2015 ord)








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