2015-01-16 06:34:00

Empfang auf den Philippinen: „Eine von authentischen Werten geprägte Gesellschaft“


Es sind die kulturellen Wurzeln, die für die Entwicklung einer Gesellschaft wichtig sind, vor allem aber nicht nur im Umgang mit Leid und Katastrophe. Das war der rote Faden der Ansprache von Papst Franziskus an diesem Freitag vor Vertretern von Staat und Gesellschaft der Philippinen.

Zuvor war der Papst vom Präsidenten der Philippinen, Benigno Aquino, empfangen worden, seine kurze Anreise – in einem kleinen Wagen, nicht im Papamobil – wurde wieder von tausenden von Menschen an den Straßen begleitet. 21 Salutschüsse, ein traditionell philippinischer Empfang mit einem Glas Wasser und einem Tuch, dann der Eintrag ins goldene Buch und eine private Unterredung mit dem Präsidenten begannen für den Papst den Tag und diesen Abschnitt der Reise offiziell.

Danach traf er im Präsidentenpalast 350 Vertreter von Staat und Gesellschaft und das diplomatische Corps. Gleich zu Beginn seiner Ansprache betonte der Papst, dass es ihm wichtig sei, seine Solidarität mit denen auszudrücken, die durch den Taifun Yolanda 2013 Leid, Verlust und Zerstörung erfahren hätten. „Gemeinsam mit vielen Menschen auf der ganzen Welt habe ich die Stärke, den Glauben und die Ausdauer bewundert, die so viele Filipinos angesichts dieser Katastrophe gezeigt haben.“ Diese Tugenden, die unter anderem auch in der Hoffnung und der Solidarität wurzelten, welcher der christliche Glaube wecke, habe zu einer Flut von Güte und Großzügigkeit geführt, vor allem bei jungen Menschen.

„Dieses Beispiel von Solidarität im Einsatz für den Wiederaufbau lehrt uns etwas Wichtiges. Wie eine Familie greift jede Gesellschaft in Zeiten von Herausforderungen auf ihre tiefsten Quellen zurück. Die Philippinen sehen sich gemeinsam mit anderen Ländern Asiens vor der Aufgabe, eine moderne Gesellschaft auf gesunde Fundamente zu bauen - eine Gesellschaft, die von authentischen menschlichen Werten geprägt ist, die unsere gottgegebene Würde respektiert und bereit ist, neue und komplexe politische und ethische Fragen anzugehen.“

Mehr als jemals zuvor brauche es gerade in der Politik Ehrlichkeit, Integrität und Einsatz für das Gemeinwohl.

Wesentlich beim Einsatz für das Gemeinwohl sei „der moralische Imperativ, soziale Gerechtigkeit und Respekt vor der Würde des Menschen“ sicher zu stellen. „Die große biblische Tradition legt allen Völkern die Pflicht auf, auf die Stimme der Armen zu hören. Die verlangt von uns, die Fesseln der Ungerechtigkeit und der Unterdrückung zu zerbrechen, die zu eklatanten und wirklich skandalösen Ungleichheiten geführt haben.“ Um die sozialen Strukturen, welche die Armut erhalten, verändern zu können, brauche es zunächst eine Bekehrung an Geist und Herz. Papst Franziskus ging kurz auf das von der philippinischen Kirche ausgerufene „Jahr der Armen“ ein, er hoffe, dass alle Ebenen der Kirche und der Gesellschaft davon herausgefordert würden.

„Eine grundlegende Rolle in der Erneuerung der Gesellschaft spielen natürlich die Familie und besonders die jungen Menschen,“ fuhr der Papst fort. Wie alle Gaben Gottes könne auch die Familie entstellt und zerstört werden, sie brauche Unterstützung. „Wir wissen, wie schwierig es für die Demokratien heute ist, grundlegende Menschliche Werte zu erhalten und zu verteidigen wie den Respekt vor der Unverletzlichkeit der Würde jedes Menschen, Respekt vor dem unveräußerlichen Recht auf Leben, beginnend mit dem ungeborenen und bis hin zum alten und schwachen Leben,“ mahnte Papst Franziskus die anwesenden Vertreter des Staates.

Abschließend würdigte Papst Franziskus die Rolle der Philippinen für die Kooperation und das Verständnis unter den Staaten Asiens. Ganz besonders nannte er in diesem Zusammenhang den Beitrag der philippinischen Diaspora am Wohlergehen vieler Gesellschaften; viele Filipinos arbeiten außer Landes, vor allem in den Golfstaaten oder als Besatzungen von Schiffen. Er wolle im Licht des reichen kulturellen und religiösen Erbes, auf welches das Land zu recht stolz sei, eine „Ermutigung im Gebet“ geben: „Mögen die tiefsten geistlichen Werte des Volkes der Philippinen sich weiterhin im Bemühen ausdrücken, den Mitmenschen eine volle menschliche Entwicklung zu ermöglichen. So wird jeder Mensch fähig, sein oder ihr Potential zu entwickeln und weise und gut zur Zukunft des Landes beizutragen.“

(rv 16.01.2015 ord)








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