2015-01-15 11:23:00

Glauben in Manila: Wie alles anfing


12 Uhr mittags: Das Glockenspiel der Augustinuskirche läutet zum Angelus. Der graue Bau mit angehängtem Kloster liegt im „Intramuros“-Viertel, dem alten Manila der spanischen Kolonialherren, noch heute von starken Mauern umschlossen. Die Kirche zeugt wie keine andere von den Ursprüngen des katholischen Glaubens in der Stadt, erzählt uns Pater William Arana, der Prior der hiesigen Augustiner-Gemeinschaft.

„Die Kirche in Manila begann mit der Ankunft von Miguel López de Legazpi im Jahr 1571. Er machte Manila zum Sitz der Kolonialregierung, und aus Mexiko kamen spanische und auch mexikanische Priester in die Stadt. Damals entstand diese Kirche, seit damals sind wir hier präsent!“

Rechtlich allerdings hing die junge Kirche Manilas von den kirchlichen Strukturen in Mexiko, „Neuspanien“, ab. Die Missionare kamen im 16. Jahrhundert von dort angereist – an Bord der Galeonen, die mit Silberbarren und Münzen aus Mexiko kamen und in der Bucht von Manila Seide aus China luden. Mission als Nebeneffekt eines schwunghaften Handels zwischen China und dem mexikanischen Acapulco. Seit damals hat Manila, hat auch die Kirche Manilas den kulturellen Mix in den Genen.

„Sie kamen also an Bord der Galeonen – bis zum Jahr 1821, als Mexiko ein unabhängiger Staat wurde. Von da an reisten sie aus Spanien an, eine sehr viel längere Reise als zuvor. Bis 1898, also bis zum Ende der spanischen Kolonialzeit, gelangten auf diese Weise über 3.000 spanische Augustiner zur Evangelisierung auf die Philippinen. Unsere Kirche, San Pablo genannt, wurde ihr Haupt-Missionssitz, von hier schwärmten auch Missionare nach Japan und China aus. Das alles begann also hier…“

Ein kleines Museum neben der Kirche entführt den Besucher in die damalige Zeit; gestrenge Gottesmänner blicken von Porträts, auf einem großen Bild der Madonna von Guadalupe hat Maria deutlich philippinische Züge. Die Kirche selbst ist die erste auf den Philippinen, die aus Stein gebaut wurde, und die älteste Manilas. Sie wirkt sehr spanisch-barock, mit italienischen Fresken im Innern. Vor der Fassade der Kirche hocken, erstaunlich genug, zwei steinerne Löwen, die sehr chinesisch aussehen.

„Das hängt damit zusammen, dass die chinesische Handelskolonie von Manila einen sehr, sehr großen Einfluss auf den Bau dieser Kirche hatte. Und nach chinesischer Tradition sind solche Löwen sozusagen die Beschützer von Gebäuden.“

Ihre Beschützerrolle haben die Löwen gut erfüllt: Denn alle anderen Kirchen in „Intramuros“ wurden zerstört, nur St. Augustinus überlebte. Das war knapp – vor allem 1945, als große Teile Manilas in Schutt und Asche sanken. Hintergrund: 1941 waren die Japaner in die US-Kolonie Philippinen einmarschiert – und hatten eine Schreckensherrschaft begonnen; in einer Kapelle der Augustinuskirche ruhen die Gebeine vieler Ordensleute und Laien, die von den Japanern hingerichtet wurden. 1945 führten dann die Amerikaner eine Gegenoffensive durch: die Schlacht von Manila.

„Alle anderen Kirchen in Intramuros wurden bei den Bombardements zerstört. Auch auf die Augustinuskirche wurden zunächst Bomben abgeworfen. Aber als die Amerikaner erfuhren, dass sich etwa 6.000 Menschen auf das Gelände der Kirche und des Klosters geflüchtet hatten, stellten sie die Bombardierung ein.“

Das Ergebnis: Die Augustinuskirche steht noch heute, sie gehört zu den vier Barockkirchen auf den Philippinen, die von der UNESCO ins kulturelle Welterbe der Menschheit aufgenommen worden sind. Papst Franziskus besucht während seines Aufenthalts in der Stadt die Kathedrale, die in unmittelbarer Nachbarschaft liegt – doch zu einem Besuch in St. Augustinus hat es im Papstprogramm nicht gereicht. Schade, findet der Prior.

„Ich bin persönlich ein bisschen enttäuscht, dass der Papst nicht wenigstens hier vorbeifährt. Die schnellste Route würde tatsächlich an der Kirche vorüberführen, und dann weiter zur Kathedrale, die ja nur einen Steinwurf entfernt ist. Aber man hat uns gesagt, aus Sicherheitsgründen fahre der Papst einen Umweg. Wahrscheinlich, damit sich nicht Hunderttausende von Menschen durch Intramuros wälzen… Also, wir hatten eigentlich mit einer Vorbeifahrt des Papstes gerechnet, aber sie haben uns gesagt: Nein.“

Ein Bericht aus Manila von Stefan Kempis, Radio Vatikan.

(rv 15.01.2014 sk)








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