2015-01-12 14:33:00

Sri Lanka: Hoffnung auf Versöhnung


30 Jahre Bürgerkrieg, 10 Jahre einen umstrittenen Präsidenten. Sri Lanka ist in einer entscheidenden Phase seiner politischen Gestaltung. Überraschend hat Maithripala Sirisena die Präsidentschaftswahl in Sri Lanka gewonnen und der Amtsinhaber trat ohne Widerstand ab. Fünf Jahre nach dem Ende des 30-jährigen Bürgerkriegs zwischen Tamilen-Rebellen und Singhalesen (1983-2009) steht Sri Lanka vor einer großen Aufgabe, erklärt uns der Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcolm Ranjith.

„30 Jahre lang war die Situation hoffnungslos und schrecklich. Erst jetzt, fünf Jahre später, wechselt auch die Regierung. Jetzt hoffen wir, dass wir neue Kräfte aufbringen können für eine richtige Lösung zwischen den Singhalesen und den Tamilen.“

Eine Lösung zu finden ist für Sri Lanka nach 30 Jahren Bürgerkrieg, der zugunsten der Singhalesen endete, von besonderer Bedeutung. Selbst nach fünf Jahren scheinbaren Friedens, kommt die Versöhnung zwischen den Ethnien seitdem nur langsam voran, nicht zuletzt auch wegen den starken militärischen Kontrollen der Tamilengebiete durch das Militär.

„Die neue Regierung von Sri Lanka hat versprochen, dass sie für den Frieden alles tun werden und dass die Tamilen auch als Singhalesen anerkannt werden. Deswegen wird der Besuch des Heiligen Vaters für die Arbeit am Frieden hier in Sri Lanka eine große Hilfe sein.“

Man könne die katholische Kirche als eine Vermittlerin in diesem Konflikt ansehen, da ihr sowohl Singhalesen als auch Tamilen angehörten, so der Kardinal. Die Mehrheit auf Sri Lanka seien Buddhisten, daher zähle der interreligiöse Dialog für die wenigen Katholiken zum Alltag, erklärt der Kardinal:

„Sri Lanka ist ein kleines Land in Asien. Es ist wie eine Mischung, wie ein Fruchtsalat mit all diesen Religionen. Dieser Fruchtsalat ist sehr lecker.“

Christen sind neben Buddhisten, Hindus und Moslems in der Minderheit. Nur 7% der Gesamtbevölkerung sind Katholiken. Aber die Vielfalt der Religionen in Sri Lanka helfe den Katholiken stark im Glauben zu sein und für diesen auch Zeugnis abzulegen. Dieses Konglomerat an Themen – Bürgerkrieg, neue Regierung und den interreligiösen Dialog – macht den Besuch des Papstes für Sri Lanka aber auch so besonders.

„Das alles macht diese Reise vom Heiligen Vater zu einer großen Erfahrung und einem Geschenk. Diese Reise ist aber auch eine Stärkung im Glauben und eine Stärkung für den Weg, eine friedliche Lösung für unsere politischen Probleme zu finden und einen Neuanfang in Sri Lanka zu beginnen. Einen Neuanfang, wo wir als Singhalesen, Tamilen, Katholiken, Buddhisten, Hindus und Moslems zusammen leben können.“

Die Chance, die sich für das Land durch den Papstbesuch anbietet, wecke nicht nur bei Christen Erwartungen. Das interreligiöse Treffen im Colombo aber auch das marianische Gebet im Heiligtum von Madhu, das nicht nur von Christen verehrt wird, unterstreicht die interreligiösen Erwartungen, weiß der Pressesprecher des Papstbesuches, Anselmo Chirat:

„Alle warten mit Zuneigung auf den Papst. Die Vorbereitung von Seiten der Regierung ist sehr kooperativ. Auch die (buddhistischen) Mönche, mit denen ich gesprochen habe, sind ganz begeistert von der Ankunft des Papstes. In Sri Lanka, anders als in Italien, sehen wir nicht viel vom Papst in den Medien. Aber als die Nachricht kam, dass der Papst kommen sollte, ist bei den Menschen ein großer Enthusiasmus gekommen – erst bei den Katholiken, dann auch bei den Buddhisten.“

Diesen Enthusiasmus spürt auch der vatikanische Nuntius in Sri Lanka, Erzbischof Pierre Nguyen Van Tot. Besonders die Armen und Kranken fühlen sich von Papst Franziskus angesprochen. Seine Schlichtheit und seine Art  auf die Menschen zuzugehen, sieht Nguyen Van To als Antrieb auch Arme und Kranke in die Vorbereitung auf den Papstbesuch zu integrieren: „Erst heute Morgen sah ich den Chor, der auf dem Flughafen das Willkommenslied für den Heiligen Vater singen wird. Die Sänger kommen aus dem ganzen Land aus sehr armen Familien und sie sind so glücklich, dass sie den Heiligen Vater während der Willkommenzeremonie empfangen dürfen.“

Aber nicht nur die Armen werden in die Organisation des Empfangs involviert, auch Kranke singen im Chor für den Papst mit. Sie wollen dem Papst ganz besonders nah sein, weil sie sich von ihm angenommen und geliebt fühlen.

(rv/kap 12.01.2015 pdy)

 








All the contents on this site are copyrighted ©.